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Warum Nachsetzen sich lohnt

Erst Klasnic weist Werder wieder den Weg in die Champions League

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bremen (WB). Tor ist Tor. Es muss nicht immer eine Augenweide sein. Hauptsache drin. Auch in der Champions League. Wie Werder Bremen in der Qualifikation gegen den FC Basel in der 64. Minute endlich auf die Siegerstraße einbog, war mehr hemdsärmelige Arbeitsprobe als feines Meisterstück. Egal, alles egal - denn das auch noch vom Zufall unterstützte Torprodukt half dem Klub, sich erneut Millionen zu sichern.
Der Torjäger grüsst mit Handkuss: Ivan Klasnic.
»Da sieht man wieder einmal, dass es sich lohnt, nachzusetzen«, sagte Trainer Thomas Schaaf über das erlösende 1:0 von Ivan Klasnic, der Werder den Weg wies. Zuvor hatte ein Pressschlag dem Ball einen solchen verrückten Dreh gegeben, dass Basels Torwart Pascal Zuberbühler ein Luftloch schlug und auch der Bremer Miroslav Klose nicht mehr in Berührung mit dem Spielgerät kam.
In der allgemeinen Irritation begriff Klasnic am schnellsten, handelte instinktiv und schob die Kugel ins Gehäuse der Eidgenossen. Aufatmen durfte der SV Werder nur wenig später: Da nutzte Tim Borowski einen Foulelfmeter (64.) zum 2:0 und Klasnic krönte seine tolle Torjäger-Vorstellung mit dem 3:0 (72.). Ein Dreierpack in neun Minuten - allemal genug, um die 1:2-Hinspielniederlage auszumerzen und die Bremer glücklich zu machen. Sportdirektor Klaus Allofs stellte die Absichten und Ansprüche des Klubs heraus: »Wir haben das Zeug, auch in Europa weit vorn zu landen.«
Dazu wird sich Werder jedoch um Klassen steigern müssen. Lange hatte der Tabellenzweite der Bundesliga vom Schweizer Meister seine derzeitigen Grenzen aufgezeigt bekommen. Die Einschätzung von Basels Fußball-Lehrer Christian Gross hörte sich daher so falsch nicht an: »Uns war bewusst, dass wir in Bremen nicht mit einem 0:0 wegkommen. Doch auch wir hätten hier unsere Tore machen können und waren über die gesamten 180 Minuten gesehen eigentlich näher dran als Werder.«
Zur Erinnerung: Im Hinspiel hatte sein starkes Team ein 2:0 vorgelegt, das 3:0 lag in Basels Luft, stattdessen verkürzte Klose auf 1:2 und verschaffte Werder eine nahezu ideale Ausgangsposition. Dachte Bremen. Und blieb im Weserstadion eine Stunde lang nicht nur hinter den eigenen Erwartungen zurück, sondern auch hinter dem vereinbarten Aufenthaltsort auf dem Spielfeld: »Wir standen zu tief hinten drin«, rügte Thomas Schaaf, »der Abstand zur Baseler Mannschaft war viel zu groß.«
Die spielte fröhlich mit, kombinierte sicher und überstand auch den Auftritt von Werders Johan Micoud in der 43. Minute unbeschadet. Die aufreizende Fußball-Diva aus Frankreich schob einen Elfmeter besonders lässig vorbei. Weiter 0:0 - in der Halbzeit sah sich Schaaf deswegen dazu veranlasst, seine sonst am unteren Pegel angesiedelte Phonstärke auf volle Pulle zu drehen: »Der Trainer ist sehr laut geworden«, berichtete der aufgeschreckte Abwehrchef Petri Pasanen vom Kabinenkrach.
Die Anspannung hielt bei Miroslav Klose fast bis zum Schluss. Dem Nationalspieler war glatt entfallen, schon Gelb gesehen zu haben, als er trotz Spielunterbrechung den Ball wegschlug. Schiedsrichter Nielsen erhöhte das Strafmaß auf vorzeitiges Duschen. Hart, aber fair. Und dumm. Von Klose. Der wird nun im ersten Gruppenspiel garantiert kein Tor schießen. Klose, genervt und gesperrt: »Ich ärgere mich so, ich kann es gar nicht sagen.«
Die anderen Sieger fühlten sich besser, allen voran Patrick Owomoyela. Der von Arminia Bielefeld verpflichtete rechte Außenposten machte alles richtig. Das soll auch für die Nachbereitung eines wichtigen Bremer Fußball-Abends gelten, dem nun ein Samstagnachmittag folgt: »Da kommt schon Stuttgart, das wird ein schweres Spiel. Wir sollten jetzt nicht zu begeistert sein, das ist gefährlich«, riet »Owo«. Besser hätte es sein Trainer auch nicht sagen können.

Artikel vom 26.08.2005