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»Man teilt eine gemeinsame Leidenschaft«

Die Briefmarken-Sammlergemeinschaft feiert 70-jähriges Jubiläum

Von Caroline Carls
(Text und Foto)

Bielefeld (WB). Briefmarken sind für manche Menschen mehr als bloß ein Zahlungsmittel zur Beförderung von Briefen. Sie sind eine Leidenschaft. Eine Sammelleidenschaft. Vor 70 Jahren - im Jahre 1935 - gründeten die damaligen Sammlerfreunde die »Briefmarken-Sammlergemeinschaft Bielefeld«. Am 8. und 9. Oktober diesen Jahres feiern die Mitglieder in den Räumen der Martin-Niemöller-Schule (Apfelstraße 210) das Jubiläum ihres Vereins.

»Wir haben viel auf dem Programm stehen: Wettbewerbssammlungen in den unterschiedlichsten Bereichen werden ausgestellt, Sonderschauen mit Fälschungen, alten Bielefelder Ansichtskarten sowie prämierten Sammlungen sind zu sehen. Zudem werden wir als Verein zwei Sonderstempel für das Jubiläum herausgeben«, kündigt Heinz Jenzewski einige der Höhepunkte der Feierlichkeiten an, zu denen Mitglieder wie Nichtmitglieder eingeladen sind.
Jenzewski ist zweiter Vorsitzende des Vereins. Von Kindheit an, erzählt der 68-Jährige, habe er sich für Briefmarken interessiert. Vor knapp zwanzig Jahren trat er in die zur Zeit 180 Mitglieder zählende Sammlergemeinschaft ein. »Man tauscht sein Wissen aus, teilt eine gemeinsame Leidenschaft«, beschreibt Heinz Jenzewski das Besondere an der Mitgliedschaft.
Sein Sammelspezialgebiet sind die Bielefelder Poststempel. In vier Alben hat er fast alle Prägezeichen der Stadt ordentlich dokumentiert und chronologisch archiviert. »Etwa 200 verschiedene Stempel sind es mittlerweile«, sagt er stolz. Seine Sammlung fängt an mit den ersten Postzeichen um 1700, als es noch markenlose Briefe gab und die Stempel die Funktion der Briefmarken übernahmen, und geht bis in die heutige Zeit mit den vielen verschiedenen Sonderstempeln, die zu bestimmten Anlässen angefertigt werden.
»Die Faszination, Poststempel zu sammeln, liegt für mich darin, dass jedes Detail wichtig ist und seine eigene Geschichte erzählt«, betont Jenzewski. »Man befasst sich also nicht nur mit einem Stempel, sondern auch mit den historischen, sozialen und kulturellen Hintergründen seiner Zeit.«
Unter den Mitgliedern der Briefmarken-Sammlergemeinschaft gibt es viele unterschiedliche Passionen rund um die kleinen Postwertzeichen. Wolfgang Dümke, erster Vorsitzender, hat sich beispielsweise auf die Sammlung von französischen »Rohrpost«-Briefmarken aus der Zeit von 1868 bis 1982 spezialisiert. In dieser Zeit, erzählt er, sei die Post in Paris durch eine 480 Kilometer lange Rohrleitung mittels Pressluft befördert worden. »Mehrere Tausend Marken wird meine Sammlung wohl umfassen«, schätzt der 54-Jährige, der bereits seit 23 Jahren dem Verein angehört.
Briefmarken zu sammeln - das bedeutet unter Umständen manch belächelnden Blick von Außenstehenden über ein Hobby, das heutzutage zunehmend von Computer und Fernsehen verdrängt wird. Aber es bedeutet auch bewunderndes Staunen und die Anerkennung von Sammlerkollegen, denen eine begehrte Briefmarkenrarität gezeigt wird. - Das 70-jährige Jubiläum feiert die Bielefelder Briefmarken-Sammlergemeinschaft am 8. und 9. Oktober.

Artikel vom 30.08.2005