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Sie sägen an dem Ast,
auf dem sie sitzen

Pfarramt und politisches Mandat unvereinbar


Zum Thema Kirche und Politik:
Hat sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auf einen Wahlhilfeverein für politische Parteien reduziert? Das fragt sich ein Leser:
In unserer Kirchengemeinde steht nun schon in der zweiten Generation ein Pfarrer auf der Kanzel, der seine Nähe zur Partei Bündnis 90/Die Grünen nicht verbergen kann und will. Aus diesem Grunde betrete ich die Kirche seit Jahren nicht mehr. Der evangelischen Kirche war ich in früheren Zeiten immer sehr verbunden. Meine Jahre im CVJM habe ich in sehr guter Erinnerung.
Im Glauben an Gott bin ich fest verwurzelt. In meiner Kirchengemeinde bin ich es aber seit vielen Jahren leider nicht mehr. Sie ist mir sehr fremd geworden. Natürlich habe ich weiter meine Kirchensteuer gezahlt. Ich wollte nicht denen zugerechnet werden, die als Ausgleich für die von der vorgenannten Partei eingeführten »Öko-Steuer« sich die Kirchensteuer durch Austritt erspart haben. Ausgerechnet jedoch diese Partei, die mit der Einführung der »Öko-Steuer« für zahlreiche Kirchenaustritte verantwortlich ist, wird von vielen evangelischen Pfarrern unterstützt. Man kann sagen: Sie sägen an dem Ast, auf dem sie sitzen.
Wenn evangelische Pfarrer nun das ultralinke Wahlbündnis aus PDS und WASG unterstützen wollen, ist für mich ein Punkt erreicht, an dem ich über einen Kirchenaustritt dringend nachdenken muss. Denn eine Vermischung von Pfarramt und politischem Mandat möchte ich mit der Zahlung meiner Kirchensteuer nicht mitfinanzieren. Erst recht nicht, wenn es sich um eine extremistische Partei handelt.
Wahlversprechen, die von diesem Linksbündnis ausgehen, werden über das Engagement von Pfarrern verstärkt wahrgenommen. Dadurch aber werden Erwartungen geweckt, die angesichts der leeren Staatskassen weder vom neuen Linksbündnis noch von anderen Parteien realisiert werden können. So werden gerade auch die Ärmeren und Bedürftigen bewusst und dann auch noch mit Unterstützung evangelischer Pfarrer bitter enttäuscht.
Von der Kirche erwarte ich, dass sie mit den Einnahmen aus der Kirchensteuer sinnvoll umgeht. Deshalb betrachte ich es als Selbstverständlichkeit, dass Pfarrer(innen), die sich um ein politisches Mandat bemühen, mit Bekanntgabe der Kandidatur ihr Pfarramt aufgeben. Eine spätere Rückkehr in ein Pfarramt halte ich nicht für möglich, da sie mit der einseitigen politischen Festlegung ihre Neutralität eingebüßt haben.
RALF-HERBERT NEHLBad Oeynhausen

Artikel vom 02.09.2005