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Karosserie-Instandsetzer fehlen

Handwerkskammer appelliert -ÊMercedes-Ausbildung mit Stern

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Experten warnen Betriebe, die nicht ausbilden, schon lange vor dem in einigen Jahren drohenden Facharbeitermangel. Am Beispiel des neuen Handwerksberufs »Mechaniker für Karosserie-Instandhaltungstechnik« lässt sich dies schon jetzt mit Zahlen belegen.

Nach Angaben von Elmar Barella, Geschäftsführer der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe, sollten 15 Prozent derer, die im Kfz-Handwerk arbeiten, in dem neuen Beruf ausgebildet sein. Bei insgesamt 2200 Lehrverträgen entspräche dies 300 Plätzen in der Karosserie-Instandhaltungstechnik. In Wirklichkeit wurden aber bisher nur 16 abgeschlossen. Martin Söhl, Ausbildungsleiter in der Mercedes Benz-Niederlassung in Bielefeld: »Wenn sich das nicht ändert, droht uns der Supergau.«
Die Anforderungen an die Jugendlichen gehen, so Söhl, weit über das hinaus, was früher von einem einfachen Schrauber erwartet wurde. Vor allem der Siegeszug der Elektronik habe die tägliche Arbeit in der Werkstatt verändert. Der Umgang mit und das Beschaffen von Informationen im Internet ist heute eine Selbstverständlichkeit -Êweswegen Online-Bewerbungen bei Mercedes Benz besonders gern gesehen werden.
Der Karosserie-Instandhaltungstechniker, in der Vergangenheit in die Ausbildung des Kraftfahrzeugmechanikers integriert, muss unter anderem Schäden beurteilen und die Karosserie vermessen, Fehler feststellen, Dellen ausbeulen, verspachteln, Oberflächen lackieren, Teile schweißen oder auf andere Art wieder zusammenfügen sowie Zubehör aus- und einbauen. Söhl: »Das alles muss er in einer Vertragswerkstatt nicht nur bei den eigenen, sondern auch bei allen möglichen Konkurrenz-Modellen beherrschen.«
Dazu kommen nach Angaben von Dr. Peter Ulrich, dem Leiter der Mercedes Benz-Niederlassung, Teamarbeit und ein freundlicher Kundenservice. Ein Handwerker dürfe es heute nicht als lästig empfinden, wenn der Kunde sich genauestens über die notwendigen Arbeiten an seinem Auto informieren wolle.
Die regionale Mercedes-Benz-Niederlassung beschäftigt in Bielefeld, Gütersloh, Detmold und Bad Pyrmont insgesamt 490 Mitarbeiter. Zur Belegschaft gehören etwa 60 Auszubildende -Êdas sind mehr, als eventuell nachher eingestellt werden können. Nach einer Ausbildung mit dem Mercedes-Stern haben die Jugendlichen aber keine Probleme, bei einer anderen Werkstatt unterzukommen, meinte Söhl.
Auf jeden neu zu besetzenden Ausbildungsplatz kommen bei Mercedes zehn bis zwölf Bewerbungen.
Mädchen sind grundsätzlich auch in der Werkstatt gern gesehen. Im kaufmännischen Bereich stellen sie ohnehin die Hälfte der Auszubildenden.
Mit dem heutigen Beitrag setzt das WESTFALEN-BLATT seine mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen begonnene Serie über neue Ausbildungsberufe in Handel und Industrie mit der OWL-Handwerkskammer fort.
Am kommenden Wochenende folgt an dieser Stelle der Systemelektroniker.

Artikel vom 27.08.2005