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»Wieder ist alles kaputt«

Nach der Flut beginnt jetzt das große Aufräumen

Eschenlohe/Kempten (dpa). Fritz Bichlmayr ist wütend. Bereits beim Pfingsthochwasser 1999 hat es seinen Bauernhof in Eschenlohe besonders schlimm erwischt.
Dreckig-brauner Schlamm hat sich in der Gaststube dieses Restaurants verteilt. Niedergeschlagen steht der Wirt in dem Chaos.
Jahre hat er gebraucht, bis sein Anwesen mit Eigenleistung wieder aufgebaut war. Für eine Schutzmauer reichte das Geld nicht, und für höhere Fundamente gibt die Baubehörde keine Zustimmung. Jetzt ist wieder alles überschwemmt. Wie hoch der Schaden ist, lässt sich momentan nicht einmal abschätzen, aber »wenigstens sind die Pferde in Sicherheit«.
Einen Tag nach dem Dammbruch an der Loisach beginnt in der 1700-Einwohner Gemeinde im Landkreis Garmisch-Partenkirchen das Aufräumen - soweit das schon möglich ist. Denn weite Teile des Dorfes stehen immer noch in den Fluten. Wo das Wasser bereits etwas abgeflossen ist, bleibt brauner, stinkender Schlamm zurück. Auch in Sonthofen und Oberstdorf machen sich die Bewohner in Gummistiefeln und mit Schaufel und Besen an die Arbeit - teilweise bei Sonnenschein, denn der tagelange Dauerregen hat endlich aufgehört.
Für eine Bilanz ist es noch zu früh. Der Eschenloher Feuerwehreinsatzleiter Georg Wagner ist wenigstens froh, dass »weder Menschen noch Tiere zu Schaden kamen«. 450 Helfer waren am Dienstag in Eschenlohe im Einsatz. In der Nacht zum Mittwoch reduzierte der Katastrophenschutzbeauftragte des Landkreises Garmisch-Partenkirchen, Andreas Geuther, die Hilfsmannschaft um 200 Mann. Nicht zuletzt, damit die »Leute auf ihren eigenen Anwesen nach dem Rechten sehen können«.
Auch Anton Kölbl hat zuerst anderen geholfen. Als Feuerwehrkommandant war er 30 Stunden im Einsatz, bis er gestern erschöpft vor seiner eigenen, völlig überfluteten Schreinerei stand. »1999 hatte ich einen Schaden von 160 000 Euro. Jetzt ist wieder alles kaputt. Man kann es sich doch nicht alle paar Jahre leisten, dass man absäuft.«
Schaden fürchtet auch die Tourismusbranche. In Garmisch-Partenkirchen sagten nach der Flut Touristen ihren Urlaub ab. »Die Telefone laufen heiß - die Leute haben Angst«, sagt die Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes. Dabei sei doch schon alles wieder normal. »Wenn Sie jetzt nach Garmisch kommen würden - Sie würden nicht merken, dass etwas Schlimmes passiert ist«, beteuert sie. In Eschenlohe allerdings sei es noch schlimm.

Artikel vom 25.08.2005