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Kino-Rarität für Kenner

Arte zeigt als TV-Premiere Film mit Dietrich und Gabin

Arte, 20.50 Uhr: Wann hat es das zuletzt gegeben? Eine deutsche TV-Premiere mit Marlene Dietrich in der Hauptrolle! Fast 60 Jahre nach der Produktion zeigt der deutsch-französische Sender heute das Drama »Martin Roumagnac« mit der Dietrich und ihrem damaligen Liebhaber Jean Gabin.

Entdeckt wurde der einzige gemeinsame Film des Paares in der Konkursmasse des Medienunternehmens Kirch. Arte erstand dann im vergangenen Jahr die Rechte.
Der französische Klassiker teilt viele Motive mit der amerikanischen Spielart des »Film Noir« aus der gleichen Entstehungszeit: Die Femme fatale, die Opposition von Stadt und Land und die Erotik des Geldes. Doch diese Elemente vermischen sich in »Martin Roumagnac« mit Motiven des Liebesdramas und des Gerichtsfilms.
»Martin Roumagnac« wird als Synchron-Fassung gezeigt, die ebenfalls aus dem Jahr 1946 stammt. Da die deutsche Version aber drei Minuten kürzer ist als das Original, wurde der Ton an einigen Stellen nachsynchronisiert.
In dem Film geht es um den Maurer Roumagnac (Jean Gabin), der in einer kleinen französischen Provinzstadt Karriere als Bauunternehmer gemacht hat. Sein Leben nimmt jedoch eine tragische Wendung, als er sich in Blanche (Marlene Dietrich) verliebt. Erst übernimmt er sich mit dem Bau einer Villa, die er Blanche als Liebesbeweis schenkt. Dann bleibt noch ein Großauftrag der Stadt aus, weil einer der örtlichen Honoratioren ebenfalls Blanche erobern will. Roumagnac steht vor dem finanziellen Ruin.
Doch noch schwerer wiegt für ihn, dass seine Angebetete sich nicht zwischen ihm und dem ebenso zynischen wie reichen Konsul de Laubry entscheiden kann. Denn bei aller Neigung zu dem grundehrlichen Roumagnac geht es Blanche vor allem darum, endlich der Enge der Kleinstadt zu entfliehen. Eine Verbindung mit dem Konsul scheint dahingehend aussichtsreicher. Als Blanche schließlich die Stadt verlassen will, weil sie die Missgunst ihrer Mitbürger nicht länger erträgt, kommt es zur Tragödie.
Der Film entstand nach einem Roman von Pierre-René Wolf und erzählt die tragische Geschichte einer Dreiecksbeziehung. Es ist vor allem das außergewöhnliche Schauspielerduo Jean Gabin (1904 - 1976) und Marlene Dietrich (1901 - 1992), das dem Film seinen besonderen Reiz verleiht. Während der französische Charakterdarsteller nach sieben Jahren Abwesenheit zum ersten Mal wieder in Frankreich spielte, stellte der Auftritt in »Martin Roumagnac« für die deutsche Diva den Auftakt ihrer Arbeit in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg dar.
Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten verband die beiden seit längerem eine konfliktreiche Liebesbeziehung, die ebenso wie jene der Figuren Blanche und Martin zum Scheitern verurteilt war.

Artikel vom 25.08.2005