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Zur Sache

Im Zweifel für den Angeklagten.
Dieser Grundsatz sollte immer gelten. Auch und gerade im Sport.
Und der »Angeklagte«, er beteuert weiter seine Unschuld. Nein, sagt Lance Armstrong, er habe niemals leistungsfördernde Mittel genommen. Aber der Verdacht fährt mit, seitdem der US-Amerikaner nach der überstandenen Krebserkrankung den Tour-Ton angab. Geht da alles mit rechten Dingen zu? Ist dieser Mann wirklich nicht gedopt?
Immer wieder gab es Vorwürfe, sofort kamen seine empörten Dementis. Armstrong, der sieben lange Jahre beim schwersten Rundstrecken-Rennen der Welt alle anderen hinter sich lassen konnte, er wird die »Verfolger« jetzt auch nach seinem Rücktritt nicht los.
Sie sitzen nicht mehr auf Rädern, sie arbeiten in Labors oder Zeitungs-Redaktionen. Sie wollen die Wahrheit wissen. Hat er nun - oder hat er nicht? Analysen aus dem Jahr 1999 sollen nun eindeutig belegen: Ja, Lance Armstrong war schon bei seinem ersten Tour-Triumph gedopt. Und danach? Immer wieder?
So ehrenwert die Jagd der Spezialisten und Journalisten auch ist: Dass sechs Jahre später die verbotenen EPO-Werte in der Sport-Zeitung »L'Equipe« veröffentlicht werden, wirft neue Fragen auf: Warum erst jetzt? Nach seinem Rücktritt?
Ein Verdacht liegt nahe. Hier sollte das Millionen-Spektakel Tour geschützt werden. Dabei war er nie beliebt, der Amerikaner in Paris, der seit 1999 als Erster die Ziellinie erreichte. Aber so lange er siegte, ließ man ihn fahren. Jetzt liegen positive Tests von vorgestern auf dem Tisch. Negativ für Lance Armstrong - und den Radsport.
Klaus Lükewille

Artikel vom 24.08.2005