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Offene Worte und 26 Rosen

Lena Strothmann heißt Kanzlerkandidatin auf Altem Markt willkommen

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Einen Strauß mit 26 Rosen in der neuen Parteifarbe orange hatte CDU-Kreisvorsitzender Marcus Kleinkes für die Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel parat: »Eine für jeden Tag, bis Sie die neue Bundeskanzlerin sind.«

Auf ihrer Wahlkampftour durch Deutschland machte die Unionsvorsitzende gestern auf dem Alten Markt in Bielefeld Station und wurde von 3000 Menschen gefeiert. In der Niedernstraße bahnten ihr Sicherheitsbeamte den Weg durch die Menschenmenge auf das Rednerpult. Merkel gab sich locker und schlagfertig. Als Anhänger der Linkspartei buhten, gab sie zurück: »Sie müssen ja schon zu CDU-Veranstaltungen kommen, weil Oskar Lafontaine erst einmal in Urlaub gefahren ist.« Und Merkel war erfreut, dass sich die Regenwolken rechtzeitig verzogen hatten. Bei ihrem vorherigen Besuch in Bielefeld zur Europawahl 2004 war sie noch von einem Gewitter begrüßt worden.
»Sie haben Sachkenntnis und Durchsetzungsvermögen bewiesen«, hieß der CDU-Bezirksvorsitzender und Europaabgeordneter Elmar Brok die Kanzlerkandidatin willkommen. Mit Sachkenntnis wolle auch Ostwestfalen-Lippe die künftige Mannschaft der Union in Berlin verstärken, stellte Brok die anwesenden CDU-Bundestagsabgeordneten aus der Region vor, die mit Merkel das Podium betreten hatten: Cajus Caesar (Lippe), Hubert Deittert (Gütersloh), Jürgen Herrmann (Höxter/Lippe), Steffen Kampeter (Minden-Lübbecke) - und natürlich die Bielefelderin Lena Strothmann.
»Die Zeit drängt. Wir brauchen den Wechsel«, sagte Strothmann. Allein in Bielefeld gebe es 43 000 Arbeitslose, »43 000 bedauernswerte Schicksale.« Auch diese hohe Zahl sei ein Beleg für das Scheitern von Rot-Grün. Strothmann machte sich für eine schwarz-gelbe Mehrheit stark, »damit wir die notwendigen Reformen auch anpacken können.«
»Wir müssen Schluss machen mit einer Politik, wo vor der Wahl etwas anderes versprochen als anschließend gemacht wird«, gab sich Merkel kämpferisch und sparte dabei auch heikle Themen wie die Mehrwertsteuererhöhung nicht aus.
Kreisvorsitzender Kleinkes überreichte am Ende nicht nur Rosen. Er schenkte ihr eine Tasse aus dem »Café Lena« der Bielefelder Kandidatin und eine »Energiekarte« mit einem Stück Traubenzucker. Für Merkel ging der Wahlkampf schließlich noch weiter. Ihr nächstes Kundgebungsziel am Dienstag war Hannover, die Heimatstadt des amtierenden Bundeskanzlers. Aber der, da war sich Merkel sicher, »wird nach der Wahl auch in seiner eigenen Partei keine Rolle mehr spielen.«

Artikel vom 24.08.2005