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Dortmund steht im Dunkeln

Borussias Pokal-Aus: In Braunschweig geht nur der Eintracht ein Licht auf

Braunschweig (dpa). Vom Flutlicht-Ausfall erschrocken, vom Gegner verspottet und von den eigenen Fans verhöhnt. Nach dem Blackout im DFB-Pokal sieht die Zukunft des Bundesligisten Borussia Dortmund noch düsterer aus.
Ratloser Trainer: Dortmunds Bert van Marwijk.
Mit der 1:2-Niederlage in der ersten Runde beim Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig ist ein weiterer Hoffnungsschimmer beim angeschlagenen BVB erloschen. Zuvor war durch das frühzeitige UI-Cup-Scheitern eine potenzielle Geldquelle versiegt. »Es sieht jetzt schlecht aus«, gab Trainer Bert van Marwijk zerknirscht zu, während im Hintergrund die Jubelgesänge der stolzen Braunschweiger Gewinner erklangen.
Nach einer 13-minütigen Zwangspause, verursacht durch ein defektes Strom-Aggregat, tappten die ohne die verletzten Tomas Rosicky und Delron Buckley angetretenen Dortmunder im Dunkeln und verspielten trotz der Führung durch Jan Koller (28.) die Chance auf mögliche Millionen-Einnahmen für ihren hoch verschuldeten Club. Der fassungslose van Marwijk sagte immer wieder »Katastrophe, das ist eine Katastrophe« und ließ sich in seinem Ärger sogar zur unüblichen Einzelkritik hinreißen. »Philipp will immer nach vorne, er muss erst lernen zu verteidigen«, klagte er über Außenverteidiger Degen, nach dessen Patzer das Siegtor von Daniel Graf (84.) gefallen war.
Die unfreiwillige Unterbrechung in der ersten Halbzeit wollte der BVB-Coach freilich nicht als Begründung gelten lassen, auch wenn Jürgen Rische (41.) kurz nach dem Wiederanpfiff den Ausgleich erzielt hatte. »Das kann kein Alibi sein«, sagte der Coach. »Das war egal.« Ähnlich sah es auch Präsident Reinhard Rauball, der trotz des Ärgers fair blieb und den Braunschweigern »keine Absicht« unterstellte.
Auch die aufgebrachten BVB-Fans gaben allein den Spielern die Schuld und begleiteten die Abfahrt des Mannschaftsbusses mit Hohn und teilweise wüsten Beschimpfungen. Origineller waren die Eintracht-Anhänger mit ihren Gesängen. »Ohne Flutlicht habt ihr keine Chance« dichteten sie, als die Partie mit halber Lichtstärke wieder aufgenommen wurde.
Die Braunschweiger feierten sich wieder einmal bis tief in die Nacht als Pokalschreck, der mit Kaiserslautern, Hannover 96, Hertha BSC und dem BVB innerhalb von nur zwei Jahren ein Erstliga-Quartett ausschaltete. »Wir sind das ja fast schon gewohnt«, sagte Torschütze Rische grinsend. Und über die einfallslosen Dortmunder spottete der Stürmer: »Immer nur hoch auf den langen Koller spielen, das war ja vorhersehbar.«
Der gefeierte Rische, dessen Vertragsverlängerung vor der Saison lange ungewiss war, witzelte froh gelaunt über den Stromausfall. »Das passiert schon mal in so einem alten Stadion. Es wird Zeit, dass die Stadt ein neues baut«, sagte der Braunschweiger. Bei allem Spaß war er aber so ernsthaft und ehrlich zuzugeben, dass der Flutlichtausfall »für uns nicht schlecht war. Danach lief es besser.« So sah es auch Trainer Michael Krüger: »Dadurch konnten wir uns noch einmal neu konzentrieren.« Der Ausgleich noch vor der Pause versetzte sein Team dann in eine optimale Ausgangsposition. »Danach konnten wir auf unsere Konter bauen.«
Den Verantwortlichen der Eintracht war die Flutlichtpanne trotz der Siegesfreude »ein bisschen peinlich«, wie Manager Wolfgang Loos zugab. »Da stehen wir sicher nicht glücklich da, das waren ja halbe Bremer Verhältnisse«, kommentierte er in Anspielung auf das letztjährige Bundesliga-Eröffnungsspiel, bei dem auch die Lichter ausgegangen waren.

Artikel vom 24.08.2005