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Tschechiens Geste an Sudetendeutsche

In schwierigem Gelände


Es gehe darum, ein historisch schwerwiegendes Versäumnis einzugestehen. Diese öffentliche Bekundung ist dem heutigen tschechischen Außenminister Cyril Svoboda ganz gewiss nicht leicht über die Lippen gegangen. Denn erst jetzt, volle 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, hat sich Prag dazu durchgerungen, das Andenken jener Sudetendeutschen zu würdigen, die in ihrer angestammten Heimat einst mutigen Widerstand leisteten gegen die Hitler-Tyrannei.
Gerade auch den Tschechen fällt es noch immer schwer, über die ei- genen dunklen Schatten zu springen, die es eben auch gibt, die je- doch lange verschwiegen oder sogar strikt geleugnet wurden. Zwar bekennt Tschechiens Regierung schuldhaftes Handeln »gegenüber unseren ehemaligen Mitbürgern«, will damit aber ausdrücklich »keine Neubewertung der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges« verbunden sehen. Das bedeutet im Klartext: Von den berüchtigten »Benesch-Dekreten«, aufgrund derer mehr als drei Millionen Deutsche aus dem Sudetenland verjagt und viele sogar noch auf der Flucht massakriert wurden, rückt Tschechien offiziell noch immer nicht ab. Dieser Dorn schmerzt ungezählte Menschen.
Derweil erwägen die Spitzen der 15 Millionen deutschen Heimatvertriebenen, ein eigenes Gedenkzentrum mangels anderer Möglichkeiten gar in einer Kirche einzurichten. Ge- schichte ist ein schwieriges Geläuf.
Rolf Dressler

Artikel vom 25.08.2005