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Schröder ist Merkels Vorbild

Im Bund erst ein Sieg aus der Opposition heraus

Hamburg (dpa). Gerhard Schröder (SPD) hat es Angela Merkel (CDU) vorgemacht: Als bisher einzigem Kanzlerkandidaten gelang es Schröder bei der Bundestagswahl 1998, aus der Opposition heraus an die Regierung zu kommen.
Der Sozialdemokrat hatte damals die 16-jährige Amtszeit von Helmut Kohl (CDU) beendet. 2002 konnte sich Unions-Herausforderer Edmund Stoiber nicht gegen Schröder durchsetzen.
Zuvor waren mit Ausnahme von Kurt Georg Kiesinger (CDU) die jeweils amtierenden Kanzler siegreich geblieben. Kiesinger war 1966 nach dem Auseinanderbrechen der christlich-liberalen Koalition und dem Rücktritt Ludwig Erhards (CDU) während der Legislaturperiode Kanzler der Großen Koalition geworden. Bei der Bundestagswahl 1969 musste er dem bereits als Außenminister mitregierenden Willy Brandt (SPD) weichen.
Auch Parteichefs und Ministerpräsidenten kamen lange Zeit gegen den Kanzlerbonus nicht an. Erstmals aus der Opposition heraus erfolglos waren in den Gründerjahren der Bundesrepublik die SPD-Kandidaten Kurt Schumacher und Erich Ollenhauer, danach 1961 und 1965 Willy Brandt. So erging es auch 1972 Rainer Barzel (CDU) gegen Brandt sowie 1976 Helmut Kohl gegen Helmut Schmidt (SPD). 1980 scheiterte der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU) ebenfalls an Schmidt.
Vor ihrem Wahlsieg 1998 hatten die Sozialdemokraten vier Mal in Folge vergeblich nach der Macht im Kanzleramt gegriffen: Zuletzt 1994 der damalige SPD-Chef Rudolf Scharping, davor Oskar Lafontaine (1990), Johannes Rau (1987) und Hans-Jochen Vogel (1983). Erfolgreich waren SPD-Kanzlerkandidaten vor Schröder nur aus der Bonner Regierungsposition heraus gewesen - zuerst Brandt 1969, zuletzt Schmidt 1980.

Artikel vom 25.08.2005