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Feuersbrunst
greift Städte an

Häuser und Autos in den Flammen

Lissabon (dpa). Eine Feuersbrunst hat sich gestern auf breiter Front aus den umliegenden Wäldern bis in die Außenbezirke der alten Universitätsstadt Coimbra in Mittelportugal geschoben. Etwa zehn Häuser und mehrere Autos gingen in der Vorstadt Ceira in Flammen auf.

In ganz Portugal kämpften die Löschmannschaften gegen mehr als 30 größere Waldbrände. Das Inferno vernichtete nicht nur Wälder, sondern rückte auch auf größere Städte vor. In Coimbra wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Ein psychiatrisches Krankenhaus wurde evakuiert, 50 ältere Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Eine Änderung der Windrichtung verhinderte schließlich, dass das Feuer auf die Klinik übergriff.
Auch in der Umgebung von Lissabon und Viana do Castelo in Nordportugal standen Wälder in Flammen.
Hilfe kam aus dem Ausland. Löschflugzeuge aus Frankreich und Spanien griffen in den Kampf gegen die Flammen ein. Auch Deutschland schickte gestern Hubschrauber zur Brandbekämpfung nach Portugal. Von München, Sankt Augustin und Blumberg starteten drei entsprechend ausgerüstete Hubschrauber der Bundespolizei. Die Hubschrauber seien in weniger als 24 Stunden nach Anforderung bereitgestellt worden.
Die Transporthubschrauber vom Typ Puma sind mit Wasserlöschbehältern ausgerüstet, die 2000 Liter fassen. Sie sollen täglich 18 bis 20 Einsätze fliegen. Die Hubschrauber sind 20 Stunden pro Tag einsatzfähig und können auch nachts fliegen.
Portugals Innenminister António Costa wies den Vorwurf der Feuerwehr zurück, das Ausland zu spät zu Hilfe gerufen zu haben. Im Kampf gegen die Flammen waren 3000 Feuerwehrleute und Hunderte von Soldaten im Einsatz.
In Viana do Castelo musste das traditionelle Stadtfest abgebrochen werden, weil Waldbrände im Umland dicke Qualmwolken in die Stadt trieben. Tausende von Bewohnern flüchteten aus der Stadt. Ein Luxushotel in den Bergen und eine Herberge wurden geräumt, mehr als 100 Urlauber in Sicherheit gebracht und auf andere Unterkünfte verteilt.
In Pampilhosa da Serra in Mittelportugal brachte die Feuerwehr eine der verheerendsten Feuersbrünste dieses Sommers unter Kontrolle. »Von den 40 000 Hektar Wald in der Umgebung blieben uns nur 4000«, beklagte der Bürgermeister.
Nach inoffiziellen Schätzungen brannten in diesem Jahr in Portugal 200 000 Hektar Wald- und Buschland nieder. Dies entspricht fast der Fläche des Saarlands.
Dass es in Portugal mehr brennt als in den anderen EU-Staaten hat nach Ansicht der Zeitung »Público« auch mit der apathischen Haltung der Portugiesen zu tun: »Die Feuer zerstören unser Portugal. Aber wir stecken den Kopf in den Sand oder suchen allenfalls die Schuld bei ein paar verrückten Brandstiftern.«
Auf dem Minho im Norden des Landes zum Beispiel setzten die Ausflugsschiffe in aller Ruhe ihre Fahrten fort, obwohl sie die Löschflugzeuge behinderten, die Wasser aus dem Fluss schöpfen mussten.

Artikel vom 23.08.2005