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Meredith reißt's raus

Michaels-Beerbaum gewinnt Großen Preis von Aachen

Aachen (dpa). Die jubelnde Meredith Michaels-Beerbaum hat die CHIO-Bilanz der deutschen Reiter gerettet.

Die 35-jährige Springreiterin feierte zum Abschluss den Sieg im Großen Preis von Aachen, dem Höhepunkt des wichtigsten Reitturniers der Welt. Im Sattel von Shutterfly setzte sie sich im Stechen mit dem schnellsten fehlerfreien Ritt in 41,31 Sekunden durch und hängte die Belgier Dirk Demeersman mit Clinton (41,85) und Jos Lansink mit Cumano (42,3) ab. Ein Jahr vor den Weltmeisterschaften an gleicher Stelle mussten die Gastgeber allerdings einige Dämpfer verkraften.
»Ich bin so aufgeregt«, kommentierte Meredith Michaels-Beerbaum ihren ersten Triumph in Aachen vor 40 000 Zuschauern: »Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen.« Zunächst war sie Bundestrainer Kurt Gravemeier in die Arme gefallen, dann ihrem Ehemann Markus.
Der Sieg war ein ganz besonderer, weil er ein Jahr nach »dem schwärzesten Tag in meinem Leben« gelang. Am Tag vor dem Großen Preis war beim letztjährigen Turnier bekannt geworden, dass es eine positive Dopingprobe beim Weltcup-Finale in Mailand gegeben hatte. Nach einem Freispruch wegen eines Formfehlers beim Weltverband startete sie wieder durch. »Diese Erfahrungen haben mich stärker gemacht«, sagte Meredith Michaels-Beerbaum. »Ich habe den Eindruck gehabt, dass mich die Zuschauer hier total unterstützt haben.«
Der Sieg im wichtigsten Klassiker des Springsports ist ein weiterer Höhepunkt in ihrer Karriere. Sie war die erste Frau in einem deutschen EM-Team, die erste und bisher einzige Frau an der Spitze der Weltrangliste. In den zurückliegenden Monaten hat sie die Riders Tour gewonnen, das Top-Ten-Finale, den Weltcup und Mannschafts-Gold bei der EM. »Ich hätte nie gedacht, dass so etwas möglich ist«, sagte die gebürtige US-Amerikanerin.
Fast komplett war das Familienglück durch den siebten Platz von Merediths Ehemann Markus, der mit Le Mans eine starke Leistung zeigte. Christian Ahlmann (Marl) mit Cöster ritt wie Michaels- Beerbaum fehlerfrei in die zweite Runde. Doch der Vorjahres-Zweite patzte, fiel durch einen Abwurf auf den zehnten Platz zurück.
Für die meisten deutschen Starter war der Traum vom Sieg bereits nach dem ersten Umlauf geplatzt. Das galt auch für Ludger Beerbaum, der sich im Sattel des neunjährigen Wallachs L'Espoir mit Rang 15 begnügen musste. »Man muss die Kirche im Dorf lassen«, sagte der erfolgreichste Springreiter der vergangenen Jahre. »Man darf nicht vergessen, dass er noch jung ist.«
Überhaupt nicht zufrieden war hingegen Marco Kutscher (Riesenbeck), der nach dem EM-Gewinn ein Debakel erlebte. Nach insgesamt zwanzig Strafpunkten im Nationenpreis lief es auch am Schlusstag nicht besser. Mit Montender schied er im Großen Preis nach zwei Abwürfen in der erste Runde aus. »Keine Ahnung, was los ist«, kommentierte Gravemeier. »Zu Beginn der Woche ging er noch einwandfrei.«
Nach der ersten Niederlage eines deutschen Dressur-Teams und dem zweitletzten Platz des Springreiter-Teams gab es gestern einen vierten Platz von Hubertus Schmidt (Borchen-Etteln) in der Dressur. Es gewann der Schwede Jan Brink mit Briar vor Olympiasiegerin Anky van Grunsven.
Ein Springen für Nachwuchspferde gewann gestern Mylene Diedrichsmeier (Steinhagen).

Artikel vom 29.08.2005