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Gänsehaut dank WM-Goldrausch

Deutsche Kanuten mit Rekord

Zagreb (dpa). Mit dem besten Abschneiden in ihrer WM-Historie haben die deutschen Kanuten die nicht endende Erfolgsgeschichte um den Abschnitt »Goldrausch« ergänzt.

Bei der WM in Kroatien holten Andreas Dittmer, Birgit Fischer & Co am Wochenende über 500 und 1000 Meter neun Mal Gold, drei Mal Silber und zwei Mal Bronze - so gut war der Deutsche Kanu-Verband (DKV) nie zuvor bei einer WM. »Der Wahnsinn geht weiter«, jubelte Interims-Cheftrainer Jens Kahl. Über den nicht olympischen 200-Meter-Sprint kamen noch ein Sieg, zwei zweite Plätze und ein dritter Rang hinzu.
Damit stellte die umformierte DKV-Flotte die Weichen, um in drei Jahren in Peking bei Olympia die erfolgreichste Medaillen-Schmiede zu bleiben. In Zagreb standen Deutsche in acht der zwölf olympischen Klassen ganz oben auf dem Podest. Vielleicht wird das DKV-Team auch in China wieder von Rekord-Olympionikin Birgit Fischer angeführt. Sie belegte in Zagreb im nichtolympischen Kajak-Vierer über 1000 Meter ebenso Platz drei wie im Kajak-Zweier über 200 Meter mit ihrer Nichte Fanny.
Auch Dittmer war wie immer ein Erfolgsgarant und durfte sich über zwei Titel im Canadier-Einer freuen. Der über 1000 Meter war ein besonderer Erfolg, denn im Gefühl des sicheren Sieges hörte er schon kurz vor der Ziellinie mit dem Paddeln auf. »Das war ein Genießen«, sagte Dittmer nach der Triumphfahrt. Anders fühlte sich der Erfolg über 500 Meter an, als der 33-Jährige für den achten WM-Titel an die Schmerzgrenze gehen musste. »So ein Rennen tut weh«, meinte der Mecklenburger, der nach der WM 2006 in Ungarn die Entscheidung für oder gegen Peking fällen wird: »Die Argumente sprechen dafür, aber ich muss in mich reinhorchen.«
Für die Sensation war am Wochenende der Kajak-Vierer über 1000 Meter zuständig. »Das war der Hammer«, sagte Kahl zum Coup des von Athletensprecher Lutz Altepost angeführten Bootes. »Alle vier im Boot haben sich förmlich zerrissen«, lobte der Essener Altepost. Trainer Detlef Hofmann, 1996 Olympia-Sieger in dieser Bootsklasse, vergoss auf der Tribüne einige Tränen: »Emotionen gehören einfach dazu.«
In überzeugender Manier holten sich die Olympiasieger von Athen, der Leipziger Christian Gille und Tomasz Wylenzek aus Essen, im Canadier-Zweier die Titel über 500 sowie 1000 m und etablierten sich endgültig in der Weltspitze. Erwartungsgemäß ging der Titel über 500 m an den Potsdamer Kajak-Zweier mit Ronald Rauhe und Tim Wieskötter. Nun wollen sie die seit fünf Jahren andauernde Siegesserie bis 2008 verlängern.
Einen lang gehegten Wunsch erfüllte sich die Potsdamerin Katrin Wagner-Augustin, die ebenfalls Doppel-Weltmeister wurde. Neben dem Erfolg im Kajak-Vierer über 500 m gewann sie im Einer über 1000 m den ersehnten ersten Einzeltitel: »Ich hatte Gänsehaut, es lief mir eiskalt den Rücken herunter.«

Artikel vom 29.08.2005