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Maria I. auf dem Thron

Tennis: Scharapowa als erste Russin die Nummer eins

Toronto (dpa). Maria Scharapowa ist am Ziel ihrer sportlichen Träume: Als 15. Frau überhaupt und als erste Russin bestieg die 18-Jährige gestern den Thron im Damen-Tennis.

Trotz ihrer verletzungsbedingten Absage des Turniers in Toronto, das die Belgierin Kim Clijstersgegen ihre Landsfrau Justin Henin-Hardenne mit 7:5 und 6:1 gewann, löste die Wimbledon-Siegerin von 2005 jetzt die Amerikanerin Lindsay Davenport an der Spitze der Weltrangliste ab. Nie hatte Scharapowa Zweifel daran gelassen, dass sie nicht nur zu den Besten gehören, sondern die Szene beherrschen will: »Ich spiele Tennis, weil ich die Nummer eins sein will, nicht die Nummer zehn.«
Dabei ist die Machtübernahme der 1,83 Meter großen Blondine die logische Konsequenz: Nach jahrelanger US-Dominanz stehen jetzt vier junge Russinnen unter den besten zehn Spielerinnen der Welt, acht in den Top 20. 2004 gingen drei der vier Grand-Slam-Titel an die russische Racket-Garde.
Dafür, dass Scharapowa als Erste den Weg nach ganz oben gefunden hat, gibt es viele Gründe. Neben ihrem herausragenden Talent zählt ihr unbändiger Wille und ihre Bereitschaft, alles dem großen Ziel unterzuordnen. Mit sechs Jahren von Martina Navratilova in Moskau entdeckt, brachte Vater Juri sie ein Jahr später nach Bradenton in Florida, wo sie ab 1994 zur Bollettieri-Akademie ging und heute noch lebt.
»Als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, war sie ein dürres, kleines Kind. Aber ihre Entschlossenheit war außergewöhnlich. Sie ist hart wie Stahl«, sagt Trainer-Guru Nick Bollettieri. Im Oktober 2003 gewann sie ihr erstes WTA-Turnier. Der Durchbruch gelang 2005 mit dem Sieg in Wimbledon.
Da die Rechtshänderin mit dem wuchtigen Aufschlag nicht nur gut spielt, sondern auch gut aussieht, ist sie auch neben dem Platz die Erfolgreichste. Das Wirtschafts-Magazin »Forbes« schätzt ihr Jahreseinkommen auf 18,2 Millionen Dollar und führt sie als bestverdienende Sportlerin der Welt. Dabei nehmen Vater und Management vorerst keine weiteren Werbeverträge an und beschränken ihre Sponsoren-Aktivitäten auf maximal drei Wochen im Jahr.
Scharapowa selbst sieht ihre Werbewirksamkeit nur als Begleiterscheinung, obwohl sie damit kokettiert. »Schönheit verkauft sich. Mir ist bewusst, dass die Leute mich auch deshalb sehen wollen. Das ist in Ordnung so. Ich werde mich nicht absichtlich hässlich machen«, sagt das neue Glamour-Girl der Tennisszene.
Die Weltrangliste im Frauentennis: 1. Maria Scharapowa (Russland); 2. Lindsay Davenport (USA); 3. Amelie Mauresmo (Frankreich); 4. Kim Clijsters (Belgien); 5. Swetlana Kusnetzowa; 6. Jelena Dementjewa (beide Russland); 7. Justine Henin-Hardenne (Belgien); 8. Serena Williams (USA); 9. Nadja Petrowa (Russland); 10. (9) Venus Williams (USA); ... 32. Anna-Lena Grönefeld (Nordhorn); 88. Julia Schruff (Stuttgart)

Artikel vom 23.08.2005