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»Worauf soll ich warten?«

Latinovic kehrt nach Trier zurück

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Zum Zweitliga-Auftakt des SC Paderborn 07 in Unterhaching stand Miodrag Latinovic noch im Aufgebot, das Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken und die jüngste Pokalpartie gegen Wolfsburg beobachtete er nur von der Tribüne aus. Drei Pflichtspiele aber keine Sekunde auf dem Platz - für den fast 35-Jährigen konnte die Saison nicht enttäuschender beginnen.

»Ich trainiere super mit, bin topfit und biete mich ständig an. Aber der Trainer hat für mich keinen Platz in der Mannschaft«, klagt »Mischa«. In der Innenverteidigung setzt Jos Luhukay auf Neuzugang Dusko Djurisic sowie Markus Bollmann. Das war in beiden Zweitligaspielen so, daran änderte auch die Pokal-Begegnung nichts. Gegen die Wölfe stellte der Holländer zwar auf Dreierkette um, gespielt hat aber Paderborns zehnter Zugang, Roel Brouwers von Roda Kerkrade. Luhukays Landsmann ist nicht nur zwölf Jahre jünger und schneller, sondern auch flexibler. Ist der lange Bosnier auf seine Rolle in der Innenverteidigung festgelegt, kann der 23-Jährige, wie am Samstag, auch auf der linken Seite spielen. »Der Trainer sagt, ich muss Geduld haben und abwarten, bis einer unserer Spieler eine Sperre absitzen muss oder sich verletzt. Doch ich werde nächste Woche 35, worauf soll ich warten?«, will sich Latinovic mit seiner Beobachterrolle nicht zufrieden geben.
Sein Berater hatte deshalb den Auftrag bekommen, noch vor Ablauf der Wechselfrist am 31. August nach anderen möglichen Arbeitgebern in der Balltreter-Branche zu suchen und wurde schnell beim Ex-Klub von Latinovic fündig. Eintracht Trier hatte dem Profi am Sonntag einen Zweijahres-Vertrag plus Option für weitere zwölf Monate sowie eine berufliche Perspektive nach dem Fußball angeboten.
Probleme mit dem SC Paderborn bekam Latinovic, der vertraglich eigentlich noch bis zum 30. Juni 2006 an den SCP gebunden war, nicht: »Ich denke, ein vorzeitiger Abschied war für beide Seiten das Beste. Ich kann wieder spielen und der Verein hat mich von der Gehaltsliste.« Zustimmung signalisierte auch der Sportliche Leiter Günther Rybarczyk: »Mio hat großen Anteil am Aufstieg und hat sich tadellos verhalten. Deshalb werden wir seinen Plänen nicht im Weg stehen.«
Gestern Nachmittag unterschrieb Latinovic den Auflösungsvertrag und einigte sich endgültig mit Trier, damit endete sein sechsmonatiges Gastspiel vorzeitig. Erst in der Winterpause vom späteren Zweitligaabsteiger Trier als Ersatz für den wegen des Wettskandals suspendierten Kapitän Thijs Waterink gekommen, machte Latinovic (Meniskus-OP, Rotsperre) nur acht von 16 Spielen mit. Dennoch werden seine Erinnerungen an den SCP positiv bleiben. »Ich bin zum zweiten Mal in die zweite Liga aufgestiegen, nur das zählt.« Ein internes Problem muss Latinovic noch lösen. Seine Familie (Ehefrau Snezana und die Kinder Stefan/10 und Anastasia/5) zog erst vor vier Wochen von Trier nach Paderborn . . .

Artikel vom 23.08.2005