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Mit Boot zum Auerochs an den Viadukt

Stadtverwaltung legt neues Nutzungskonzept für Obersee und die Johannisbachaue vor

Von Gerhard Hülsegge
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Schildesche (WB). Boote auf dem Obersee, Auerochsen in der Bachaue, Drachenfest am Seekrug, Live-Events auf überdachter Bühne - so könnte nach Ansicht der Stadt Bielefeld die Zukunft des Obersees in Schildesche aussehen. Die Pläne des Umweltamtes, die Freizeitnutzung auch unter Einbeziehung der (Reiter-)Höfe Jerrentrup/Wehmeyer und Meier zu Eissen zu verstärken, werden Dienstag, 30. August, in einer Sondersitzung den Mitgliedern des Landschaftsbeirates vorgestellt.

Wie aus den dem WESTFALEN-BLATT vorliegenden Plänen der Verwaltung hervorgeht, zielt das jetzt erstellte Konzept darauf ab, das Plangebiet nördlich des Viadukts zum bedeutendsten Naherholungsgebiet neben dem Teutoburger Wald zu machen. 857000 Euro will die Kommune ausgeben, aber auch private Investoren und Sponsoren zur Kasse bitten. Erwogen wird zudem die Gründung einer Veranstaltergemeinschaft zur »lokalen und überregionalen Imageförderung«, wie es heißt.
Wie mehrfach berichtet, besteht aus Geldmangel derzeit keine Aussicht, den Untersee zu realisieren. Deshalb ist man bemüht, eine Übergangsnutzung zu finden. Die Sanierung des verlandeten Obersees ist dagegen beschlossene Sache seit 2003 und soll 2007 in Angriff genommen werden. Jüngste Messungen haben ein Sedimentvolumen von zirka 100000 Kubikmetern ergeben. Durch die Absperrmauer am Seeablauf sind Johannisbach und Jölle so fraktioniert (belastet), dass eine ökologische Durchgängigkeit nicht gegeben ist. Für 2,5 Millionen Euro soll deshalb auch eine Umleitungsrinne am nördlichen Ufer teilweise in die jetzige Seefläche gebaut werden.
Das Konzept für die Johannisbachaue orientiert sich im Wesentlichen an der so genannten »Trockenbecken-Variante«. Prägend ist eine Herde urtümlicher Heckrinder als Novum in Bielefeld, einer Rasse, die durch Rückzüchtung auf Merkmale des ausgestorbenen Auerochsen entstanden ist. »Außerhalb der Auenkernzone sind weitere Freizeitanlagen konzipiert. Ein gastronomisches Angebot auch in diesem Bereich erhöht die Anziehungskraft für Besucher«, prophezeit die Verwaltung.
Vorgesehen ist ein Ausbau des Wanderwegenetzes, die Einrichtung eines Lehrpfades sowie die Schaffung von drei kombinierbaren Reitrundwegen um den zentralen Reiterhof »Meyer zu Jerrendorf« von 1800, 2000 und 3000 Metern Länge. Zum Angebot des Reiterhofes, deren Halle und Reitplatz der Reit- und Fahrverein Brake betreibt, könnten künftig auch Ponyreiten, Kutschfahrten für jedermann und ein Hof-Café mit saisonalem Biergarten gehören. Genutzt werden könnte der Hof zudem als Tagungsstätte, Seminarhaus, Heu-Hotel oder Wanderreitstation mit »Nutztieren zum Anfassen« auf einer Streichelwiese, Museum mit historisch-landwirtschaftlichem Bezug oder Ort für heimatkundliche, kulturelle Veranstaltungen. Sie Sitzung des Landschaftsbeirates beginnt Dienstag um 15.30 Uhr.

Artikel vom 23.08.2005