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Verhängnisvolles Pokerspiel

Kambach: Theesen erfüllt Dornbergs Forderungen nicht

Bielefeld (WB/wjö). Für den Verbandsligaabsteiger TuS Dornberg war es ein Auftakt nach Maß. Mit dem 5:1-Sieg gegen FC Türk Sport weihten die Prüfer-Schützlinge nicht nur den neuen Kunstrasenteppich auf dem Mühlenbrink eindrucksvoll ein, sondern katapultierten sich auch dorthin, wo sie auch am Ende der Saison platziert sein möchten - an die Tabellenspitze.

Dennoch war nicht alles Gold, was an diesem Dornberger »Feiertag« glänzte. Nach dem frühen 2:0-Vorsprung gingen die Platzherren geradezu fahrlässig mit ihren Chancen um. Der überforderte FC Türk Sport hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn er schon zur Pause mit 0:5 in Rückstand gelegen hätte. »Bei uns läuft derzeit nicht viel zusammen«, gab FC-Abwehrspieler Arif Kundag ehrlich zu.
Der »Knipser«, der vielleicht für eine bessere Dornberger Quote hätte sorgen können, stand am Spielfeldrand und sah zumindest äußerlich emotionslos der mangelhaften Chancenverwertung seines »Noch-Arbeitgebers« zu. »Natürlich können wir einen Thies Kambach gut gebrauchen. Er hat bei uns einen gültigen Vertrag bis zum 30. Juni nächsten Jahres«, erklärte TuS-Manager Hans-Werne Freese und versicherte: »Es tut mir für den Jungen leid, dass er nicht mehr unser Trikot tragen will.«
Offensichtlich sitzt Kambach derzeit zwischen allen Stühlen. Zu gerne würde er seinem ehemaligen Trainer Andreas Brandwein und den Kollegen Hertel, Schmitz und Solorz zum Landesliga-Aufsteiger VfL Theesen folgen. Doch die Ablöseforderung vom TuS Dornberg macht ihm einen gehörigen Strich durch seine Rechnung. Die von beiden Vereinen nicht genannte Summe will Theesens Vereinschef Klaus Weber nicht bezahlen. »Wir haben ein Gegenangebot gemacht, sind aber nicht auf Wohlwollen gestoßen. Wegen eines Spielers werden wir unseren Verein nicht verschulden. Wir haben Grenzen, schließlich sind wir nicht der TuS Dornberg.«
Für Webers Feststellung zeigt Freese wenig Verständnis. Dornberg habe schon die drei Spieler Schmitz, Hertel und Solorz dem VfL »für'n Appel und 'nen Ei« überlassen. Statt der vom Verband festgelegten Ablösesumme von 1 500 Euro pro Spieler habe Dornberg dem Liga-Konkurrenten das Trio im Gesamtpaket für 1 000 Euro überlassen. »Bei Kambach liegen die Dinge anders«, sagt der Dornberger Manager und bescheinigt dem Stürmer eine ganz andere Qualität und ein anderes Kaliber. Autoverkäufer Freese wörtlich: »Wenn ich mir nur einen Kleinwagen leisten kann, gehe ich auch nicht in ein Mercedes-Autohaus.«
Der TuS Dornberg habe Theesen eine Ratenzahlung angeboten und den Preis schon einmal reduziert. Ein weiteres Entgegenkommen sei nicht möglich. Der »Dumme« in der »verhängnisvollen Affäre« ist zweifellos Vertragsamateur Thies Kambach, der gerne wechseln möchte, aber nicht darf, wenn ihn der TuS Dornberg nicht frei gibt. In den eigenen Reihen wird Freese unterstützt: »Verträge sind dazu da, um eingehalten zu werden«, lautet der Standpunkt der »Zweitbesten im Bielefelder Westen«.
Dass der VfL Theesen ebenfalls einen erfahrenen Goalgetter braucht, wurde am Freitagabend im »Nordderby« im Jöllenbecker Naturstadion deutlich. »Mit einem Pierre Nguindjell hätten wir diese Partie nie und nimmer mit 0:1 verloren«, trauerten zahlreiche VfL-Anhänger dem zum SC Verl abgewanderten Torjäger nach. Thies Kambach könnte diese Lücke füllen. Bis zum 31.August hat Theesen Zeit das momentane »Pokerspiel« zu beenden. Andernfalls bricht für den Stürmer eine »Eiszeit« bis zum 30. Juni 2006 an.

Artikel vom 23.08.2005