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»Angst schießt
keine Tore«

Letzter: Aber VfB Fichte bleibt ruhig

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Der erhoffte Punkteklau endete mit aufmunterndem Schulterklopfen. Nach dem 0:3 beim SC Westfalia Herne trotz 65 Minuten deutlichen spielerischen Übergewichts wurde das neue Oberliga-Schlusslicht VfB Fichte vom neuen Primus gewürdigt als »bislang stärkste Mannschaft, die gegen uns gespielt hat«. Grämt sich Trainer Holger Wortmann: »Nur für Schönspielerei gibt's eben nichts«.

»Wenn man jedes Spiel völlig isoliert betrachtet, ist doch gar nicht viel passiert. Außer, dass wir optisch den letzten Platz inne haben«, beschwichtigt Marketing-Geschäftsführer Dirk Starke. »Das sieht zwar nicht sehr gut aus, aber wir hatten und haben nun mal ein hammerhartes Auftaktprogramm«.
»Stoff« für erste Lehren gab's reichlich, ein wichtiger Ansatzpunkt ist gefunden. Es hakt an der Offensive. Die Durchschlagskraft fehlt. Bayamba Belombo vermisst seinen kongenialen Sturmpartner Soner Dayangan, und »Knipser« Rafael Arlet - in Rheine in der 2. Minute frei vor dem Kasten, gegen Schalke einen Elfmeter verschossen - fehlte bisher das nötige Fortune. »Rafael hat in Herne gegen seine früheren Kameraden geackert wie ein Pferd, aber richtig gefährliche Aktionen sind von ihm nicht ausgegangen. Wir arbeiten uns zu wenig Chancen heraus. Aus dem Mittelfeld muss mehr kommen. Wir müssen konzentrierter beim finalen Pass oder Flankenläufen sein«, erklärt Holger Wortmann. Die Marschrichtung ist klar: »Wir müssen unser gutes Spiel zehn, 15 Meter weiter nach vorne tragen. Der Weg zum gegnerischen Tor ist zu weit«.
Starke spricht von einer »großen Aufgabe« für den Trainer. »Das Offensivspiel muss kritisch betrachtet werden. Hier muss etwas passieren. In den Köpfen der Spieler darf sich angesichts des Starts in der Vorsaison kein Déja vu-Erlebnis festsetzen. Das produziert Angst, und Angst schießt keine Tore«.
Am kommenden Sonntag wird der VfB Hüls im Stadion Rußheide erwartet. »Wir haben einen qualitativ guten Kader, glauben an unsere Stärken und werden ruhig weiterarbeiten. Es besteht kein Anlass, um drauf zu hauen, und es schrillen keine Alarmsirenen«, versichert Starke. Mit dem Einsatz von Defensivkraft Josip Rasic, in Herne wegen einer leichten Form von Gürtelrose krank geschrieben und ab Donnerstag wieder im Training, ist womöglich zu rechnen. »Noch so ein Mosaiksteinchen, warum es Sonntag nicht geklappt hat«, stöhnt Starke.
Holger Wortmann versprüht Zuversicht. »Die Mannschaft hat spielerisch wirklich Fortschritte gemacht. Wenn wir gegen Hüls gewinnen, haben wir nach vier Spieltagen die gleiche Punktzahl wie 2004/05 nach zehn Partien«.
Neuling SC Westfalia Herne ist heuer mit Maximalausbeute Oberliga-Spitzenreiter, der VfB Fichte ganz am Ende. Hernes Coach Frank Schulz, Ex-Profi, schiebt seinem Bielefelder Kollegen den Ball zu: »Jetzt schon eine Prognose abzugeben, wäre sehr verfrüht. Den Saisonstart kann man erst nach fünf oder sechs Runden richtig beurteilen«. Also noch ausreichend Gelegenheit für Wortmanns Mannen, die aktuelle Tabellenoptik zu korrigieren . . .

Artikel vom 23.08.2005