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Mord: Wer zahlt die Beerdigung?

Mutter des toten Fabians mittellos

Von Christian Althoff
Versmold (WB). Nach dem gewaltsamen Tod eines neunjährigen Schülers aus Versmold (Kreis Gütersloh) streiten zwei Sozialämter darum, wer die Beerdingung des Kindes bezahlt. Der Junge war von seinem Stiefvater erdrosselt worden.

Fabian (9) lebte zusammen mit seinem Bruder André (2) und seiner Mutter Petra K. in Versmold. Die Frau hatte sich 2004 von ihrem Freund Fabrizio R. (33) getrennt, der nach Geesthacht (Schleswig-Holstein) gezogen war und die gemeinsame Tochter Jasmin (4) mitgenommen hatte.
Fabian und Andre verbrachten die Sommerferien bei ihrem Stiefvater in Geesthacht, als es dort am 12. August zu einem tödlichen Streit kam (WB vom 16. August). Der Mann trat und schlug den Jungen, der lebensgefährliche innere Verletzungen erlitt, und überließ das Kind stundenlang sich selbst. Als sich Fabian schließlich übergab, drehte der Stiefvater erneut durch und erdrosselte den Jungen.
Die Mutter, die von staatlicher Unterstützung lebt, erzählte gestern, das Sozialamt Versmold habe die Überführung des Kindes nicht bezahlen wollen: »Ich sollte Fabian 300 Kilometer entfernt in Geesthacht beerdigen.« Mit Hilfe der Opferschutzorganisation »Weißer Rings« und einiger Verwandter habe sie die 1500 Euro schließlich aufgebracht: »Auch mein Schwiegervater, also der Vater des Täters, hat mir 500 Euro gegeben - als Darlehn.« Seit Freitag sei ihr toter Sohn in Versmold, aber sie wisse noch nicht, wann und wo sie ihn beerdigen könne: »Ich bin mittellos. Das Versmolder Sozialamt bezeichnet sich als nicht zuständig, weil mein Kind in einem anderen Bundesland ermordet worden ist«, sagt Petra K. Sie habe deshalb einen Antrag an das entsprechende Amt in Geesthacht geschickt und hoffe nun auf einen positiven Bescheid.
»Natürlich bitte ich nicht gerne um Hilfe, aber ich habe kein Geld, und ich kann mit zwei kleinen Kindern auch nicht arbeiten gehen«, sagt die Mutter, die ihre Tochter (4) aus Geesthacht zu sich geholt hat.
Unterdessen hat Täter Fabrizio R. sein Geständnis erweitert. Oberstaatsanwalt Günter Müller aus Lübeck: »Er hat ausgesagt, dass er den Gürtel aus der Hose seiner vierjährigen Tochter gezogen habe, um den Jungen damit zu erdrosseln.« Drei Minuten lang soll der Mann zugezogen haben, der nach eigener Aussage über das Erbrechen des Kindes »in Wut geraten« war.
Der Bauschlosser sitzt seit neun Tagen in Lübeck wegen Totschlags in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hat aber angekündigt zu prüfen, ob der Mann nicht wegen Mordes vor Gericht gestellt werden kann. Dann droht dem 33-Jährigen lebenslange Haft.

Artikel vom 22.08.2005