22.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Dem Schlamm entkommen

Schüler (17) beinahe in seinem Zimmer verschüttet


Von Ralf Meistes und
Jörn Hannemann (Fotos)
Hiddenhausen (WB). Schlamm- und Wassermassen haben in der Nacht zum Samstag in Hiddenhausen-Schweicheln (Kreis Herford) die Keller von nahezu 40 Häusern überflutet und beinahe einen Schüler verschüttet. Nach kräftigem Regen hatten sich Erdmassen von einem Acker in Bewegung gesetzt. »Gehexeltes Stroh hatte das Rohr eines Grabens verstopft«, erklärte Wolfgang Hackländer, Leiter der Feuerwehr.
Als sich der Schlamm gegen das Fenster von Janis Steinberg presste, lag der 17-Jährige im Bett und sah fern. Er bemerkte, wie Wasser durch die Fensterrahmen in seine Kellerwohnung spritze. Janis rannte ins Erdgeschoss, weckte seinen Stiefvater und seine Mutter und lief wieder nach unten, um sein Handy zu holen. Zwei Minuten später gab es seine Wohnung nicht mehr. Der Schüler, der die Geschwister-Scholl-Realschule in Herford besucht: »Als ich meine Handy geholt hatte und wieder nach oben lief, hörte ich hinter mir einen lauten Knall.«
»Die Erdmassen hatten in diesem Moment die Fensterscheiben platzen lassen«, sagt Nicholas Jost, stellvertretender Löschzugführer. Auf einer Höhe von 2,15 Meter stand der Morast in der Wohnung. Am Tag danach zeugten schlammbedeckte Möbel, feuchte Wände und übermüdete Gesichter von dem Unglück. Türen und Fenster stehen weit auf, damit die Feuchtigkeit abziehen kann. »Sie haben weiteren Regen angesagt, aber schlimmer kann es nicht mehr kommen«, sagt Ieva Steinberg und drückt ihre Kinder Janis und Baiba fest an sich. »Mein Junge hatte einen Schutzengel. Nicht auszudenken, wenn er schon geschlafen hätte. . .«, sagt die Mutter.

Artikel vom 22.08.2005