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Barocke Pracht mit Heckflossen

US-Car-Treffen am »Hanky-Panky«: Hubraum-Protze trotzten dem Regen

Bielefeld-Altenhagen (uko). »Länge läuft«, weiß jeder Karosseriebauer, »und Hubraum auch«, setzt der Kfz-Mechaniker lächelnd hinzu. Beide Berufsgruppen hatten am Wochenende am »Hanky-Panky« ihren Spaß, denn Volumen in jeder Form, das ist gerade bei den dort zur Schau gestellten US-Cars ein Muß.

Der Club der Ami-Freunde e.V. machte zum zweiten Mal an der Kult-Kneipe Station. Der Ort ist mit Bedacht und gut gewählt. Seit nur wenige hundert Meter entfernt eine Tankstelle residiert, wird der Sprit auch bei den nach Gallonen zu bemessenden Verbrauchsgiganten nicht knapp. Zudem wird in keiner Bielefelder Gaststätte der »American Way of Life«, die Realisierung des amerikanischen Traums, so konsequent gelebt wie bei »Hanky-Panky«-Wirt Maik Dreisvogt. T-Bone-Steaks, Spare-ribs und krügeweise Bier sorgen in rustikaler Umgebung für das Ambiente, das sich eben nur mit dem passenden Blechkleid vor den Pendeltüren einstellen will.
Allerdings hatte Petrus offensichtlich kein großes Interesse, die automobilen Schiffe und Schlitten auch passend zum Treffen glänzen zu lassen. Sonnenstrahlen waren beim Auftakt am Freitagabend bis zur Prämierung der auffälligsten Cars am Sonntag Mangelware. Sonnabend goss es gar »Cats and Dogs« - die Fahrzeugwiese gegenüber dem »Hanky-Panky« verwandelte sich in eine Schlammwüste. Einige der Straßenkreuzer hatten sich beim Einparken förmlich eingegraben, mußten mit Traktoren aus dem Schlick befreit werden.
Die richtigen Ami-Fans schreckte das wenig: Abwechslung gab`s im »Hanky Panky« satt. Vom Frühstück bis zum Table Dance spielten auf der Musikbühne »Barneys Boogie Train, »Micream« oder »Razzle Dazzle« und die »Lennerockers«. Für die Kleinen sorgten Hüpfburg und Bullriding für Abwechslung.
Und mit automobilen Highlights wurde trotz des Regens geprotzt: Da öffnete André Steinert seinen 87er Chevy Van, der dann den Blick auf ein gewaltiges Entertainment freigab. In einer Kathedrale des guten Tons ist eine 2 000-Watt-Anlage zu Hause, die mit Laserorgel, Nebelmaschine und Fernbedienung das passende Interieur für die gurgelnde 300-PS-Maschine im Motorraum abgibt.
Acht Zylinder müssen es indes für die Freunde eines solchen Wagens schon sein. Die Motoren sind sogenannte Small Blocs oder Big Blocs. Im Cadillac Serie 60 Special Fleetwood von Matthias Lange schlummert sogar ein seitengesteuerter Panzermotor. Als Cadillac in den Kriegsjahren 1942 bis 1945 die Produktion von Personenwagen aussetzte, wurden jeweils zwei dieser 150-PS-Boliden zum Antrieb eines Sherman-Panzer benutzt. Matthias Lange ist derzeit einziger deutscher Besitzer eines solchen Caddy.
Daß dann zum besten Wagen der Show jedoch ein Pontiac-Dragster mit 800 PS gewählt wurde, ist ein Beweis für die simple Formel dieser Veranstaltung: Vielfalt war gefragt, in schnöder Langeweile fährt doch jeder . . .

Artikel vom 22.08.2005