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Der eiskalte Finne

Räikkönen der Schnellste - Schumacher ausgeschieden

Akfirat/Istanbul (dpa). Eiskalt hat Kimi Räikkönen bei der heißen Formel-1-Premiere am Bosporus seinen fünften Saisonsieg erkämpft, im Duell um die WM-Krone mit Spitzenreiter Fernando Alonso aber kaum Boden gut gemacht.

Ein Ausritt des Kolumbianers Juan Pablo Montoya nach einem technischen Problem auf der vorletzten Runde kostete McLaren-Mercedes den Doppelerfolg. Davon profitierte zum Leidwesen der »Silbernen« der Spanier Alonso, der beim spektakulären Großen Preis der Türkei hinter Räikkönen noch glücklicher Zweiter vor Montoya wurde damit nur zwei Punkte auf den Finnen verlor.
»Wir sind ein bisschen unglücklich, dass wir nicht die ersten beiden Plätze erreicht haben«, meinte Räikkönen. Das Team habe sein Bestes gegeben, »aber es ist nicht perfekt gelaufen.« Ein knappes, aber dickes Lob erhielt der Sieger von Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug: »Klasse Speed - und Kimi der Spitzenklasse.«
Die drei Deutschen erlebten vor gut 100 000 Zuschauern im Istanbul Park einen schwarzen Sonntag. Für Michael Schumacher endete der Grand Prix früh: Nach einem Dreher in der Qualifikation am Samstag schied der siebenmalige Weltmeister in der 16. Rennrunde nach einer Kollision mit BMW-Pilot Mark Webber ebenso wie Nick Heidfeld im BMW-Williams nach zwei Reifenplatzern aus. Ralf Schumacher wurde im Toyota Zwölfter. Alsonso führt nach dem 14. von 19 Saisonrennen mit 95 Punkten vor Räikkönen (71) und Michael Schumacher (55).
»Nach der Kollision war etwas mit der Lenkung nicht in Ordnung, wir wollten kein Risiko eingehen«, erklärte Schumacher und lobte die Boxencrew: »Das war ein super Job in der kurzen Zeit.« Die Rückkehr auf die Piste nach der Reparatur der Lenkung sah der chancenlose Champion nur als »Schadensbegrenzung« an. Teamkollege Barrichello wurde Zehnter.
Montoya trug keine Schuld an dem folgenschweren Abflug, dennoch war Räikkönens Teamkollege »ein bisschen enttäuscht. Ich hatte plötzlich keine Bodenhaftung mehr«, erklärte der Silberpfeil-Pilot. Schumacher muss schon geahnt haben, dass für ihn nichts zu holen war. Im seinem letzten Interview vor dem Hitzerennen bei mehr als 30 Grad Celsius wirkte er ziemlich unterkühlt und wortkarg.
Zu den Gründen für den kurzfristigen Motorwechsel, durch den er vom ursprünglich 17. noch auf Startplatz 19 strafversetzt wurde, hüllte sich der Champion in Schweigen (»das müssen sie das Team fragen«), und auch sonst gab er sich nicht gerade zuversichtlich.
Schon nach 16 Renn-Runden war die Fahrt am Bosporus für den Rekord-Weltmeister beendet. Eine Begegnung der unfreundlichen Art mit Webbers BMW-Williams besiegelte sein Schicksal: Nach der Kollision mit dem Australier in Runde 15 musste der Kerpener zum Reifenwechsel in die Box. Dort brauchte die Ferrari-Crew lange 40 Sekunden, um das Auto zunächst wieder flott zu kriegen.
Der Ferrari-Star steuerte als 19. des Feldes zwar wieder auf die Piste, doch auch mit dem neuen Reifen lief nichts mehr rund, weil die Lenkung Probleme machte. Dass der Titelverteidiger mit dem not-reparierten Auto dem Feld noch einmal hinterher jagte, war Trotzrekation und Taktik zugleich: Damit verschaffte er sich für das nächste WM-Rennen am 4. September in Monza einen Start-Vorteil im Qualifying.

Artikel vom 22.08.2005