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Vor der Vogelgrippe schützen

Experten sprechen von einer »schwierigen Situation« - Tiere in die Ställe

Von Wolfgang Schäffer
Gütersloh/Berlin (WB). »Wir müssen alles tun, damit die Vogelgrippe nicht in Deutschland ausbricht. Die Folgen wären fatal.« Karl Meise, Präsident der Landwirtschaftskammer NRW aus Gütersloh, spricht im Zusammenhang mit der Krankheit von einer »schwierigen Situation.«

Den Ernst der Lage haben auch die Politiker in Berlin erkannt. Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) will mit einem Notfallplan einen möglichen Ausbruch der Vogelgrippe in Deutschland verhindern. Auch wenn »derzeit keine akute Gefahr« bestehe, betont sie: »Wir bereiten uns auf den schlimmsten Fall vor.« Aus diesem Grund werden nun die Grenzkontrollen verstärkt. Das geplante Freilandhaltungsverbot von Geflügel soll bis Mitte September greifen, wenn die Zugvögel von Osten erwartet würden.
Niederländische Züchter müssen ihre bislang frei laufenden Tiere zum Schutz vor der Vogelgrippe spätestens bis Montag in geschlossene Räume bringen. Die Züchter können dabei selbst entscheiden, ob sie die Tiere in Ställe sperren oder über freien Flächen Verschläge bauen. Sie müssen aber sicher stellen, dass ihre Tiere nicht mit wilden Vögeln in Kontakt kommen können.
Karl Meise, der selbst Geflügel züchtet, hält diese Vorgehensweise trotz aller Schwierigkeiten für sehr vernünftig und auch in Deutschland zwingend notwendig. »Nur wenn wir konsequent handeln, haben wir eine Chance, diese Krankheit aus unseren Ställen zu verbannen.« Im Kreis Gütersloh, einer der »Hühnerhöfe« im Lande, gibt es 1800 Geflügelzüchter mit insgesamt mehr als vier Millionen Tieren. Viele der Betriebe haben allerdings keine Stallungen.
Den Importstopp der EU für Geflügel, Geflügelprodukte und Vögel aus von der Vogelgrippe betroffenen Ländern sieht Meise als wichtigen Schritt zur Vorbeugung. Als »kriminelles Handeln« bezeichnet er dagegen das illegale Einführen von Tieren aus den Regionen, das Grenzschützer beispielsweise vor wenigen Tagen in Belgien aufgedeckt hatten. Auch andere Experten sehen in diesen illegalen Aktion die derzeit größten Gefahren.
Maren Bock, Veterinärin bei der Stadt Bielefeld, indessen appellieren an die vielen Russlanddeutschen, bei ihren Reisen zu Verwandten in den ehemaligen Sowjetrepubliken Tiermärkte zu meiden und auf keinen Fall Geflügel »ob tot oder lebendig« mit nach Deutschland zu bringen.
Nach Ansicht von Experten besteht derzeit für Menschen nur eine geringe Gefahr, sich mit Vogelgrippe zu infizieren. »Wir haben eine Tierseuche vor der Tür.« Thomas Mettenleiter, Präsident des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit, gesteht aber ein, dass das Virus generell in der Lage sei, Menschen zu befallen.
NRW indessen ist für einen möglichen Ernstfall »bestmöglich vorbereitet«. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) dazu am Freitag: »Wir haben für 33,5 Millionen Euro antivirale Medikamente geordert und liegen damit an der Spitze der Bundesländer.«

Artikel vom 20.08.2005