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Am Rhein zweite Taufe erhalten

Italien zieht Vergleiche - Bild des harten Kardinals verschwindet

Ein Papst zum Anfassen: Benedikt XVI. lässt sich einen Pilgerrucksack zeigen.
Rom (dpa). Der Vergleich mit dem Vorgänger war unausweichlich: Immer noch denken viele Italiener mit Wehmut an den »spielerischen« Johannes Paul II., der freudig in die Hände klatschte und mit großen Gesten die Massen bei den Weltjugendtagen bewegte. Beim Köln-Besuch von Benedikt XVI. wird deshalb jeder Schritt, jedes Wort des neuen Pontifex minutiös verfolgt und analysiert.
Aber so sehr sich Kommentatoren von Rom bis Ravenna auch bemühen, Joseph Ratzinger als einen Papst zu charakterisieren, dem die großen Gesten fehlen - dass der Funke am Rhein übergesprungen ist, konnten sie nicht verleugnen.
»Der Papst hat den Ton gewechselt. Die Gesten. Die Körpersprache. Wojtyla rief lautstark, Ratzinger hingegen spricht, flüstert zeitweise«, umriss der »Corriere della Sera« Benedikts Auftakt beim Weltjugendtag. Als feiner, feinfühliger Mann wird der Mann aus Bayern plötzlich beschrieben.
Zwar hatten die Italiener schon in den ersten Monaten seines Pontifikats die für viele überraschende Verwandlung des Deutschen in einen freundlichen, lächelnden Kirchenführer hautnah miterlebt. Aber Köln ist für die Gläubigen im katholischen Italien die Feuerprobe: »Hier auf dem Rhein erhält Papst Ratzinger seine zweite Taufe. Das Bild des harten Kardinals verschwindet und es taucht das Gesicht eines Papstes auf, der sanftmütig ist«, brachte es »La Repubblica« auf den Punkt.

Artikel vom 20.08.2005