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Computer-Museum wird ausspioniert

Ausstellung zeigt den BMW von Bond genauso wie die Technik der Stasi

Von Dietmar Kemper
Paderborn (WB). Gießkannen und Campingtaschen dienten der Staatssicherheit der DDR als Versteck für Spionagekameras. Manchmal steckten sie auch im BH von Bardamen.

»Damit fotografierten die Frauen Männer aus dem Westen, die die Messe in Leipzig besuchten«, sagte Dr. Heinrich Peyers am Freitag dieser Zeitung. Mit den kompromittierenden Bildern habe die Stasi dann die Opfer dazu gebracht, für sie in Westdeutschland Informationen zu beschaffen. Heinrich Peyers ist Gründer und Leiter des Spionagemuseums »Off Limits« in Schneverdingen. Teile seiner Sammlung sind vom 1. Oktober bis zum 27. November im Heinz Nixdorf Museumsforum in Paderborn zu sehen - in der Sonderaustellung »Mata Hari, James Bond & Co«.
Die meisten Objekte stammen aus der Zeit des Kalten Krieges, aus den Beständen von CIA, Stasi und KGB. Nur wenige Millimeter groß sind die Abhörwanzen in Oliven oder Kugelschreibern; Waffen wurden unscheinbar zum Beispiel in Bohrmaschinen versteckt. Originalrequisiten aus mehreren James-Bond-Filmen sind ebenfalls in Paderborn zu sehen, so der BMW aus »Der Morgen stirbt nie« und Erfindungen aus der Werkstatt von Technik-Tüftler »Q«.
»Stasi-Chef Markus Wolff hat James Bonds Abenteuer als Lehrfilme eingesetzt, und seine Leute haben versucht, die Spionagetechnik nachzubauen«, weiß Heinrich Peyers. Die spektakulären Autos hätten den Sprung in die Realität aber nicht geschafft: Mit Nebelbomben, Raketenwerfern und Ölablassern seien die echten Spione nicht unterwegs. Eher bieder nimmt sich denn auch der Abhör-Lkw »Schwalbe« aus, den der Sammler aus den Beständen der Stasi ergatterte. In der Wendezeit trug Peyers viele Exponate zusammen, als er als Medizintechniker Nahtmaschinen in Krankenhäusern des Ostens verkaufte und dabei nützliche Kontakte knüpfte. »Ärzte waren zu 90 Prozent bei der Stasi: Sie wurden bespitzelt und wussten, wie man selbst andere ausspioniert.«
Den Auftakt der Ausstellung in Paderborn bildet eine Museumsnacht am 1. Oktober um 20 Uhr. Der Bond-BMW, Spionagewaffen und -kameras werden vorgestellt und vorgeführt.

Artikel vom 20.08.2005