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Operationen sollen das
Bein von Giditte retten

Elfjährige aus dem Kongo im »Klösterchen«


Von Sabine Schulze
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (sas). Noch fällt der elfjährigen Giditte aus Kinshasa das Lächeln etwas schwer. Zu fremd ist die Umgebung, zu wenig versteht sie die Sprache und die Menschen. »Aber das wird noch«, meint Torsten Bode zuversichtlich. Der Chirurg ist Oberarzt am Franziskus-Hospital. Dort wird das Mädchen aus dem Kongo in den kommenden Wochen mehrfach operiert und betreut werden. Vermittelt wurde die Behandlung von der Kinder-Hilfsorganisation »Hammer Forum«.
Erst am vergangenen Sonntag ist Giditte Muleba-Fisa in Bielefeld angekommen - ziemlich verängstigt und unsicher. Die Behandlung im Klösterchen aber ist die einzige Chance für die Elfjährige, und sie weiß das. »Giditte hatte vor sechs Monaten einen Autounfall mit einem offenen Bruch; das Schienbein ragte heraus, im Krankenhaus von Kinshasa wurde aber nur ein Verband angelegt«, erzählt Dr. Bode. Die Folge war eine sehr schwere Entzündung des Knochens, die weiter fortschreitet. »Wir werden alles versuchen, um das Bein zu erhalten und die Infektion zu stoppen«, sagt der Chirurg.
In ihrer Heimat wäre unweigerlich eine Amputation notwendig geworden - wenn die Elfjährige nicht gar an dem Infekt gestorben wäre. Im Klösterchen werden nun mehrere Operationen anstehen, Giditte wird einige Wochen im Krankenhaus bleiben müssen. Noch sei sie oft traurig, verraten ihre beiden Mit-Patientinnen, spreche von Mama und Papa und bete nachmittags lange - zuweilen 45 Minuten lang. Bode aber ist zuversichtlich, dass sich das Mädchen, das Französisch spricht, in den kommenden Wochen gut einleben wird - wie vor ihr schon andere junge Patienten, die über das »Hammer Forum« zum Franziskus-Hospital kamen.
Die Schwestern der chirurgischen Station kümmern sich jedenfalls liebevoll um Giditte und haben sie mit Kuscheltieren und Babypuppe versorgt. Beharrlich versuchen sie auch, sie dazu zu bewegen, mehr zu essen. Mit einer Übersetzungsliste des »Hammer Forums« kniet Stationsschwester Martina vor der jungen Kongolesin und erfährt so, dass sie Banane, Kartoffeln, Ei und Ananas mag. Und prompt geht eine entsprechende Bestellung an die Krankenhausküche. Eines, weiß Bode, mag Giditte auf jeden Fall: Kinderschokolade.

Artikel vom 19.08.2005