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Cordes räumt den Stuhl

Zetsche übernimmt auch Aufgabe des Mercedes-Chefs

Stuttgart (dpa). DaimlerChrysler hat die Führungskrise bei Mercedes nach drei Wochen gelöst. Der designierte Nachfolger von DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp, Dieter Zetsche, übernimmt am 1. September zusätzlich die Verantwortung für die Mercedes Car Group (Mercedes, Smart, Maybach).

Dies beschloss gestern der Aufsichtsrat der DaimlerChrysler AG. Vor drei Wochen war der 52-Jährige bereits mit Wirkung zum 1. Januar 2006 zum Vorstandsvorsitzenden gekürt worden. Der aktuelle Mercedes-Chef Eckhard Cordes wird das Unternehmen am 31. August nach nur elf Monaten an der Spitze der deutschen Sparte »auf eigenen Wunsch« verlassen.
Der 54-Jährige hatte bereits vor drei Wochen seinen Rücktritt angeboten, als die Wahl für die Schrempp-Nachfolge auf seinen Rivalen Zetsche fiel. Als er direkt danach Aktienoptionen einlöste und damit einen Gewinn von einer Million Euro machte, war klar, dass sich Cordes vom Unternehmen verabschiedet hat. Nach Medienberichten hatte der düpierte Cordes für sich persönlich eine Arbeit »Schulter an Schulter mit Zetsche« ausgeschlossen.
Zetsche, dem es gelang, Chrysler binnen weniger Jahre zu sanieren und in die Gewinnzone zu bringen, wird den Job als Mercedes-Chef längerfristig übernehmen. Damit sei es auch möglich, wieder Ruhe in das Autogeschäft von DaimlerChrysler zu bringen und ohne Zeitdruck einen neuen Mercedes-Chef suchen. Neben Kosten- und Qualitätsproblemen bei der Kernmarke hat der Kleinwagen Smart hunderte von Millionen Euro Verlust eingefahren.
Cordes, der 29 Jahre bei Mercedes und von 1998 bis 2004 für das Nutzfahrzeuggeschäft verantwortlich war, hatte noch ein Milliarden schweres Sparprogramm eingeleitet. Bis 2007 soll das Ergebnis um rund 3,5 Milliarden Euro verbessert werden. DaimlerChrysler hat aber bis 2012 den 160 000 Beschäftigten in Deutschland eine Arbeitsplatzgarantie gegeben.
Auch nach dem Ende der Führungskrise wird DaimlerChrysler in den Schlagzeilen bleiben. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nimmt angesichts des deutlichen Kursanstiegs nach Bekanntgabe des damals überraschenden Schrempp-Rücktritts Aktiengeschäfte mit DaimlerChrysler-Papieren unter die Lupe. Die Aufseher wollen die Namen aller handelnden Personen wissen. In einer förmlichen Untersuchung geht die BaFin dem Verdacht von Kursmanipulationen und verbotenen Insidergeschäften nach. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 19.08.2005