20.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der flexible Stammspieler

Links, rechts oder zentral: Paderborns Benjamin Schüßler ist erste Wahl

Von Peter Klute
Paderborn (WB). In jeder Saison-Vorbereitung gibt es Verlierer und Gewinner. Spieler, die gesetzt scheinen, stehen plötzlich hinten an. Vermeintliche Ersatzkräfte rücken dagegen in die Stammelf. Bei Zweitliga-Neuling SC Paderborn 07 gehört neben Stephan Maaß auch Benjamin Schüßler der zweiten Kategorie an.

Der 24-Jährige zählte in den ersten beiden Meisterschaftspartien gegen Unterhaching und Saarbrücken zur ersten Elf und gilt auch im DFB-Pokal am heutigen Samstag gegen den VfL Wolfsburg (15.30 Uhr, Hermann Löns-Stadion) als erste Wahl.
»Das ist ein Spiel, auf das wir uns freuen sollten. Der Druck liegt bei Wolfsburg, der VfL ist als Erstligist der klare Favorit«, sagt Schüßler. Doch auch der gebürtige Magdeburger weiß, dass Paderborn im Pokal nach den Ereignissen in der Vorsaison nicht nur aufgrund des Einzugs ins Achtelfinale ein besonderes Augenmerk gehört: »Natürlich wird hin und wieder noch über unser Spiel gegen den Hamburger SV und den Wettskandal gesprochen, aber wir sollten das jetzt vergessen und sportlich an die Pokalleistungen von 2004 anknüpfen. Nach dem HSV haben wir Duisburg geschlagen und Freiburg ins Elfmeterschießen gezwungen.«
Das war in der Hinrunde der Saison 2004/2005, da war der im Sommer zuvor - gemeinsam mit Guido Spork - vom Zweitliga-Absteiger VfL Osnabrück an die Pader gewechselte Schüßler noch unumstritten. Das änderte sich in der Rückrunde. Der ehemalige Mönchengladbacher fiel in ein Formtief, verlor im Regionalliga-Endspurt sogar seinen Platz an Youngster Sebastian Schachten. So zählte sein Auftritt als Moderator bei der Aufstiegsfeier vor dem Rathaus zu seinen stärksten Szenen. »Das ist mir im Nachhinein selbst unerklärlich. Die Situation hat mich stark belastet, und ich habe mir zu viele Gedanken gemacht, anstatt einfach Fußball zu spielen. So konnte es nicht weiter gehen«, blickt Schüßler zurück.
Er nutzte den Urlaub zum Individualtraining, dennoch sprach fast alles gegen ihn. Mit Hüzeyfe Dogan, Dennis Schulp, Marcel Ndjeng und Mehmet Dragusha verpflichtete der SCP gleich vier Konkurrenten fürs offensive Mittelfeld. Dazu blieb Daniel Cartus. Der verletzte sich, Dogan ist bis heute ohne Spielerlaubnis, und Schüßler überzeugte seinen neuen Coach. »Benjamin war in der gesamten Vorbereitung positiv anwesend und beim Auftakt in Unterhaching unser bester Feldspieler«, lobt Jos Luhukay und Schüßler erwidert: »Dass ich zurzeit gut drauf bin, liegt auch am Trainer. Er hat mein Selbstvertrauen gestärkt.«
Schüßlers großes Plus ist seine Flexibilität. In der Vorbereitung gegen Bayer Leverkusen spielte der Rechtsfuß im zentralen offensiven Mittelfeld, in der Meisterschaft bislang auf der linken Seite. »Jede Position hat ihre Vorteile. Als Rechtsfuß auf Linksaußen kannst du in die Mitte ziehen und häufiger den Abschluss suchen«, betont Schüßler. So wie beim 5:0 am vergangenen Sonntag gegen den 1. FC Saabrücken, als er das 4:0 erzielte. Auch wenn Schüßler zugibt, »dass der Gegner einen schlechten Tag hatte«, zweifelt er nicht, dass dem ersten Saisonsieg genügend folgen und er mit seinem Klub nicht, wie in der Saison 2003/2004 mit Osnabrück, sofort wieder absteigt. »Wir werden den Klassenerhalt packen«, ist er überzeugt, »weil wir jetzt schon eine Einheit sind. In Osnabrück haben wir das trotz großer Qualität bei ähnlich vielen Neuzugängen nie geschafft«.

Artikel vom 20.08.2005