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MeinPilgertagebuch

Anna Herbst (19) aus Fürstenberg (Kreis Paderborn) berichtet vom Weltjugendtag in Köln.

Wir wollen zum Papst!!! Mit diesem Ziel haben wir heute Morgen unsere Unterkunft in Berkum verlassen. Problem ist nur, dass 400 000 andere Pilger den gleichen Gedanken hatten. Der Kölner Bahnhof ist bei unserer Ankunft ein einziges Meer aus Menschen, Flaggen und blauen Pilgerrucksäcken. »Benedikto, Benedikto, Benedikto« klingt es von allen Seiten. Ein Glück nur, dass ich heute Nacht dank meiner Ohropax, die ich für 75 Cent in der Apotheke erstanden habe, ziemlich ruhig geschlafen habe.
Auf geht's zum Dom, durch die Menschenmassen, und dann sehen wir es: einen Flaggenstand. Nichts wie hin, und sofort wird eine Deutschland-Fahne gekauft. Fehlt uns nur noch eine Fahnenstange. Na ja, vielleicht bekommen wir ja im Supermarkt noch einen Besenstiel.
Nachdem die Stadt immer voller und voller wird, beschließen wir, uns bereits jetzt auf die andere Rheinseite zu begeben, um dort die Ankunft von Benedikt XVI., der mit dem Schiff über den Rhein fahren wird, abzuwarten. Doch vor dem Dom ist trotz unserer Ellbogen kein Durchkommen mehr. Frustriert sitzen wir am Straßenrand. Dann die rettende Idee: Wir fahren mit dem Zug auf die andere Rheinseite! Dort angekommen, finden wir nach langer Suche ein schönes Plätzchen am Ufer, von dem aus wir jede Regung auf dem Wasser beobachten können.
Jetzt beginnt das Warten auf den großen Augenblick. Und dann ist es soweit: Sechs Schiffe kommen unter der Brücke hervor. Wir beginnen zu jubeln. »Benedikto, Benedikto, Benedikto«. Aber wo ist er? Auf welchem Schiff? Da, auf dem dritten Schiff steht oben ein weiß gekleideter Mann. Da ist er! Oder doch nicht? Wir jubeln einfach weiter. Doch die Ernüchterung kommt per Radio. Benedikt ist noch an den Pollerwiesen. Die sechs Schiffe waren nur Vorboten. Mensch, dann müssen wir dann doch wieder warten.
Doch als das richtige Schiff kommt, ist es nicht zu verkennen. Die Massen beben vor Begeisterung. Wahnsinn, wie so ein kleiner Mann so viele Menschen begeistern kann. Das ist der Papst, und wir haben ihn gesehen.
Tschüss bis morgen,
sagt Eure

Artikel vom 19.08.2005