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Die Schule muss besser vorbereiten

Studie zur Situation am Arbeitsmarkt

Berlin (Reuters). Das Forschungsinstitut IAB der Bundesagentur für Arbeit und der frühere Ministerpräsident Sachsens, Kurt Biedenkopf, haben das Bildungssystem für die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland verantwortlich gemacht.Kurt Biedenkopf: Bildungssystem versagt.

Derzeit befänden sich mehr als 400 000 junge Menschen in berufsvorbereitenden Maßnahmen der Bundesagentur, müssten also erst ausbildungsfähig gemacht werden, sagte Biedenkopf gestern in Berlin bei der Vorstellung einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). »Das finde ich wirklich erschreckend«, fügte er hinzu. Man müsse Abstand nehmen von der Behauptung, das Lehrstellendefizit sei auf einen »Unwillen der Arbeitgeber« zurückzuführen.
IAB-Präsidentin Jutta Allmendinger forderte, nicht nur Eliten zu fördern, sondern auch Bildungsarmut zu bekämpfen. Mit Blick auf die Jugendlichen sagte sie: »Wir sprechen hier von 20 Prozent eines Jahrgangs, die im Moment im Reparaturbetrieb der Bundesagentur für Arbeit irgendwie versorgt werden.« Dafür würden jährlich mehr als zwei Milliarden Euro ausgegeben, »weil das Schulsystem versagt«. Sie würden durch die Institutionen des Bildungssystems in Deutschland dumm gemacht und nicht gefördert.
Biedenkopf bezeichnete es als »schlichten Unfug«, dass die hohe Arbeitslosigkeit durch ein höheres Wirtschaftswachstum allein verringert werden könnte. Gut 2,8 Millionen der im Juli gemeldeten 4,8 Millionen Arbeitslosen seien Langzeitarbeitslose. »Selbst wenn wir 2,5 Prozent Wachstum hätten, würde das an den 2,8 Millionen vorbeigehen«, weil es keinen Markt gebe für einfache Tätigkeiten. Eine Lösung sei die Befreiung unterer Einkommen von der Sozialabgabenlast. Das Nettoeinkommen müsse näher an den Bruttoverdienst rücken. Eine Absenkung der Sozialbeiträge um nur ein oder zwei Prozentpunkte bezeichnete Walwei in diesem Zusammenhang als »kosmetische Korrektur«.

Artikel vom 19.08.2005