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Ludewig steigt vom Rad

Deutschland-Tour: Gerolsteiner dominiert Königsetappe

Aus Sölden berichtet Sören Voss
Sölden (WB). »Am Rettenbach-Anstieg bin ich chancenlos«, hatte Jörg Ludewig der Königsetappe der Deutschland-Tour schon vorher Respekt gezollt. Dass es so schlimm werden würde, hätte der Radprofi aus Steinhagen aber nicht gedacht: Er musste entkräftet vom Arbeitsgerät steigen.

Als Sieger Levi Leipheimer über den Zielstrich fuhr, lag Ludewig bereits im Bett seines Hotelzimmers. 38,8 Grad Fieber, Schüttelfrost, Magenprobleme und auch noch Zahnschmerzen - schon nach 100 Kilometern versagte der Körper des Deutschen den Dienst. Selbst die Tabletten von Tour-Arzt Dr. Huber halfen nicht, wobei die großen Berge noch nicht einmal erreicht waren. Zuvor hatte Ludewig alles versucht, wieder ins Rennen zu kommen. Selbst als Ausreißer hatte er sich gezeigt und noch einen Sprintpunkt ergattert.
»Seit drei Jahren musste ich keine Rundfahrt aufgeben und dann grade hier. So ein Mist«, schimpfte der Fahrer von Domina Vacanze, der eigentlich angreifen wollte: »Schönster Sonnenschein, 30 Grad und ich habe gefroren. Ich habe mich wohl bei dem Regen der ersten Etappen erkältet.«
Doch Ludewig war bei weitem nicht der einzige Fahrer, der das bilderbuchartige Panorama des Skiortes Sölden nicht mehr genießen durfte. Auch T-Mobile-Star Alexander Winokurow gab auf.
Das Gerolsteiner-Team dominierte gestern die Königsetappe. Hinter Leipheimer (USA) feierte beim Anstieg auf dem 2670 Meter hohen Rettenbachferner einen eindrucksvollen Solosieg. Der Österreicher Georg Totschnig, bei der Tour Tagessieger in den Pyrenäen, rundete mit Platz zwei den Team-Triumph ab. Daneben war Jan Ullrich gestern der dritte Sieger.
Weil ihm im Zeitfahren am Montag über 31,1 km in Weinheim am meisten zugetraut werden kann, kann der T-Mobile-Kapitän, der 50 Sekunden auf Leipheimer verlor, weiter auf seinen ersten Gesamtsieg bei der Deutschland-Tour hoffen. Die 4. Etappe von Kufstein nach Sölden war im Finale ein unbarmherziges Ausscheidungsrennen, dem erwartungsgemäß auch der Niederländer Bram Tankink, seit Plauen in Gelb, zum Opfer fiel. Neuer Gesamtspitzenreiter ist Leipheimer.

Der Tour-Überblick4. Etappe, Kufstein nach Sölden (171,6 km): 1. Levi Leipheimer (USA) 5:11:57 Stunden, 2. Georg Totschnig (Österreich) 0:15 Minuten zurück, 3. Jan Ullrich (Rostock) 0:50, 4. Cadel Evans (Australien) 1:12, 5. Jörg Jaksche (Ansbach) 1:24
Gesamtwertung: 1. Leipheimer 19:17:02 Stunden, 2. Totschnig 0:18 Minuten zurück, 3. Ullrich 0:56, 4. Evans 1:22, 5. Jaksche 1:28, 6. Tadej Valjavec (Slowenien) 1:51, 7. Saul Raisin (USA) 2:56, 8. Fabian Jeker (Schweiz) 3:16, 9. Patrik Sinkewitz (Deutschland) gleiche Zeit

Artikel vom 19.08.2005