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Die Türkei dreht
jetzt auch mit
am großen »Rad«

Formel 1: WM-Premiere in Istanbul

Akfirat (dpa). Die schnellen Räder drehen sich, und die Gastgeber drehen am Rad. Devisen, weltweite Werbung und ein Brückenschlag zwischen Europa und Asien: Die Türkei setzt in die Formel-1-Premiere in Istanbul große Hoffnungen.

Das Rennspektakel an diesem Wochenende werde dem Tourismus und der Wirtschaft »wichtige Impulse« verleihen, sagt Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Er unterstrich vor allem die Außenwirkung für das Land, das um die Aufnahme in die EU kämpft: »Manche Dinge sind nicht mit Geld aufzuwiegen.«
Schon seit vielen Wochen fiebern die Türken dem Gastspiel von WM-Spitzenreiter Fernando Alonso, Rekord-Weltmeister Michael Schumacher und dem schnellen Fahrerfeld auf dem 150 Millionen US-Dollar teuren Kurs entgegen. Fast alle Unternehmen werben auf ihren Plakaten in der Metropole am Bosporus mit einer Zielflagge. Auf dem Taksim Square, einem der größten Plätze der Stadt, zieht ein aus einer Hecke geschnittener Formel-1-Bolide in Normalgröße mitsamt Mechanikern beim Reifenwechsel die Blicke auf sich.
Durch den Grand Prix auf dem Istanbul Park im asiatischen Akfarit - bei wenig Verkehr in rund einer dreiviertel Stunde mit dem Auto von der Innenstadt im europäischen Teil der Stadt aus zu erreichen - rechnen die Verantwortlichen mit bis zu 40 000 ausländischen Besuchern.
»Bis auf einige Hotels in Sirkeci (in der Altstadt Istanbuls) sind alle mehr oder weniger voll«, freute sich der Präsident des Hotelverbandes TUROB, Timur Bayindir.
Ganz mächtig gestiegen sind dabei auch die Preise: »Zimmer, die sonst 20 Euro kosten, gehen für 100 Euro weg.« Bayindir geht davon aus, dass die Gäste für Unterkunft, Verpflegung und Verkehrsmittel 100 Millionen Euro Devisen in der geschichtsträchtigen Stadt lassen.
Damit die Sicherheit der Gäste gewährleistet ist, werden »wir alles Menschen mögliche tun«, versprach der Präsident des Türkischen Motorsportverbandes, Mahmat Tahincioglu, nachdem Bombenattentate kurdischer Extremisten in diesem Sommer in den Urlaubsregionen des Landes Angst und Schrecken verbreitet hatten. So werden rund 1000 Sicherheitskräfte am Sonntag im Einsatz sein. Am frühen Donnerstagmorgen schritten bewaffnete Polizisten mit Spürhunden das Medienzentrum ab.
Gearbeitet wird aber auch noch rund um die Strecke, deren Bau am 10. September 2003 begann und die rund 135 000 Zuschauern Platz bietet. Am Rand der neu gebauten Zufahrtsstraße zum Istanbul Park wird noch Rasen verlegt, gestrichen und gesäubert. »Das sind die letzten Feinarbeiten«, sagt Tahincioglu. Schließlich will sich der erfolglose Dauer-Bewerber um Olympische Spiele von seiner besten Seite zeigen.
»Das Rennen wird in 203 Länder übertragen, und zwei Milliarden Menschen werden zuschauen. Wenn sich danach nur zwei Promille der Fernsehzuschauer für die Türkei als Urlaubsland entscheiden, bedeutet dies Tourismuseinnahmen von drei Milliarden Dollar (2,44 Mrd Euro)«. So rechnet Rifat Hisarciklioglu, Präsident der Union der türkischen Kammern und Börsen (TOBB).

Artikel vom 19.08.2005