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Alles Quatsch -
aber mit Quote

Comedy-Stars feiern ihren Club

ProSieben, Samstag, 20.15 Uhr: Kabarett und Comedy wurden schon oft totgesagt. Aber Comedy ist die »schönere Leiche«, findet Dieter Nuhr. Er gehört zu den Stars, die in der Jubiläumsshow zum zehnten Jahr des »Quatsch Comedy Clubs« auftreten.
Thomas Hermanns präsentiert die Show aus dem Friedrichstadtpalast. Foto: Prosieben

Dort gibt er den Kritikern des neuen deutschen Witzes Saures. Ist denn politisches Kabarett wirklich so viel lustiger mit seinen ewigen Scherzen über die »Frisur von Angela Merkel und die Akne von Guido Westerwelle«? War denn früher alles besser, als man über »Klimbim«, Karl Dall und »Sketchup« lachte?
Nein, finden die Fans des wöchentlichen »Quatsch Comedy Clubs«, die seit Aufzeichnungsbeginn 1996 dem Format 269 Folgen lang treu geblieben sind. Ein Komiker, ein Mikro und mitunter gnadenloses Publikum: Gastgeber Thomas Hermanns hat als einer der Pioniere das angloamerikanische Konzept mit einer Fernsehshow und seinen beiden Live-Clubs - erst auf der Hamburger Reeperbahn, später im Berliner Friedrichstadtpalast - nach Deutschland geholt.
Was er erreicht hat, müssen auch Veteranen der Szene wie Otto Waalkes anerkennen, der neidisch auf Hermanns Quoten - in Spitzenzeiten drei Millionen Zuschauer - schielt. Dieter Nuhr seufzt: »Meine Güte, was wäre ich ohne den Quatsch Comedy Club.«
Nun ist die Sendung im zehnten Jahr und lässt es zum Jubiläum richtig krachen. Thomas Hermanns schwebt zu Beginn der im Friedrichstadtpalast aufgezeichneten Show auf einem Podest vom Theaterdach hinunter. Dutzende kleine und große Stars sind mit dabei. Ein Highlight ist, wie sich Hermanns als Revuegirl ausstaffiert und neben den Tänzerinnen des Friedrichstadtpalasts die Herrenbeine hochwirbelt. Auch Georg Uecker gefällt als Agnetha von Abba dem Publikum.
Das Niveau der Show steht und fällt mit den Comedians. Michael Mittermeier reißt Raumschiff-Enterprise-Witze und übt sich in Gesichtsaerobic, Oliver Pocher witzelt über Michael Jackson, Rüdiger Hoffmann grüßt wie gewohnt mit einem bedächtigen »Halloooo erstmal«. Ingo Appelt kalauert: »Schwimmt der Schröder in der Spree, singt und lacht die SPD.«
Prolo Atze Schröder erzählt, wie er auf dem Clubschiff »MS Aida« als Hardrock-DJ auftritt. Berlins Lokalmatador Kurt Krömer gratuliert Hermanns mit den Worten: »Wenn du so weitermachst, Thomas, kannst du irgendwann davon leben.«
Auch wenn Dieter Nuhr es sicher lieber anders gesehen hätte: Witze über Angela Merkel und Guido Westerwelle werden ebenfalls zu hören sein - falls sie nicht vor der TV-Ausstrahlung herausgeschnitten wurden.

Artikel vom 20.08.2005