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Sicherer Schulweg: ADAC, Verkehrswacht und Ordnungshüter klären auf

Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Nächste Woche beginnt das neue Schuljahr. Dass der Weg ins und aus dem Klassenzimmer für Kinder und Jugendliche sicherer wird, ist bei Bielefelds Ordnungshütern Chefsache. Polizeipräsident Erwin Südfeld: »Es ist Behördenziel, die Zahl der Unfälle mit Kindern zu reduzieren.«

Dabei sind neben den Ordnungshütern auch die Lehrer und vor allem die Eltern gefordert, sagt Hauptkommissar Gustav Walkenhorst, stellvertretender Leiter des Polizei-Verkehrsdezernates. Denn in Sachen Unfallbeteiligung von Kindern gibt es in der Großstadt für alle Verantwortlichen noch viel zu tun: Von Januar bis Juli dieses Jahres verunglückten auf Bielefelds Straßen 75 junge Opfer. 16 erlitten schwere, 59 leichte Verletzungen. Fast jedes vierte betroffene Kind war ein Grundschüler - insgesamt 18 Sechs- bis Zehnjährige wurden bei Karambolagen verletzt (fünf schwer, 13 leicht).
An den 75 Verletzten der ersten sieben Monate des Jahres 2005 - 2004 gab es 141 Unfälle mit Kindern, drei wurden getötet, 138 verletzt - sind die Erwachsenen nicht ganz unschuldig: Manche Mutter und mancher Vater werden der Vorbildrolle nicht gerecht. Bei zwei Großkontrollen der Polizei im vergangenen April und im Juni/Juli im Stadtgebiet stoppten die Uniformierten nicht nur zahlreiche erwachsene Gurtmuffel hinter dem Autosteuer. Immer wieder auch stellten die Ordnungshüter fest, dass die Sprößlinge im Fahrzeug nicht korrekt gesichert waren - entweder saßen die Steppkes nicht in den richtigen Kindersitzen, hockten gar auf dem Autositz oder waren überhaupt nicht angegurtet.
»Vor dem Schulstart muss es ÝklickÜ machen«, sagt deshalb ADAC-Verkehrserzieherin Birgit Kastrup - mit dem »Klick« meint sie das typische Einrastgeräusch des Sicherheitsgurtes ins Schloss. »Das Risiko, bei einem Verkehrsunfall schwere bis tödliche Verletzungen zu erleiden, ist unangegurtet sieben Mal höher als mit Sicherheitsgurt«, so die Expertin. Und die Gesetzeslage ist eindeutig: Kinder unter zwölf Jahren oder unter 1,50 Meter Körpergröße müssen in Autos mit Spezialsitzen gesichert werden. Sind Vater oder Mutter nachlässig, drohen Verwarn- und Bußgelder sowie Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei. Polizeihauptkommissar Walkenhorst: »Ein Erwachsener, der im Auto den Gurt nicht angelegt hat, zahlt 30 Euro. Für ein Kind ohne Sicherung sind 40 Euro und ein Punkt fällig, bei mehreren ungesicherten Kindern 50 Euro und ebenfalls ein Punkt in Flensburg.«
Kinder sind keine Erwachsenen, haben im Straßenverkehr nicht den Überblick der »Großen« und sind leicht überfordert. Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, sollten daher immer versuchen, auf der Straßenseite anzuhalten, an der die Schule liegt. »Dann braucht der Nachwuchs nicht die Straße zu überqueren«, betont ADAC-Verkehrserzieherin Birgit Kastrup. Und I-Dötze, die den Schulweg unter Erwachsenenaufsicht zu Fuß zurück legen, sollten jetzt fünf Tage vor Schulbeginn mit Vater oder Mutter noch einmal kräftig üben.

Artikel vom 18.08.2005