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Die rote Fahne war im Kamin gut versteckt

SPD-Ortsverein Heepen vor 100 Jahren gegründet - Engagement für Gemeinde und Amt

Heepen (-er). Die rote Fahne hat den Krieg überstanden, zahlreiche Protokolle erzählen von der Entwicklung der Heeper SPD. Ende August werden die Sozialdemokraten das 100-jährige Bestehen des Ortsvereins begehen.

Vor 1905 war Heepen keineswegs ein weißer Fleck auf der sozialdemokratischen Landkarte, sondern bildete eine Abteilung im Ortsverein Sieker. Wilhelm Finke, August Finke, Karl Klocke, Georg Reiter und Heinrich Mügge, Emil Bilz und Heinrich Vollmer machten sich für die Gründung eines eigenen Ortsvereins stark und setzten dies am Sonntag, 10. Dezember 1905, in die Tat um. Ort des Geschehens war die Gaststätte »Auf der Lust« (heute Klusmeyer).
Der neue Ortsverein wuchs rasch: Zu einer öffentlichen Versammlung am zweiten Weihnachtsfeiertag hatten sich fast 100 Gäste eingefunden, um über die Verbesserung der Schulwege zu reden. Allerdings hatte die Obrigkeit ein sehr strenges Auge auf die Genossen: Alle Versammlungen mussten angemeldet werden - auch wenn sie in Privatwohnungen stattfanden - und immer war ein Polizist anwesend.
Nach dem Ersten Weltkrieg gab es für die SPD einen neuen Entwicklungsschub. Der Ortsverein, mittlerweile 225 Mitglieder stark, stellte vier Mitglieder für die Gemeindeverwaltung; Heinrich Mügge war Kreisausschussmitglied, und Emil Bilz gelang der Einzug in den Kreistag. Die Bevölkerungsstruktur hatte sich verändert: In den bäuerlich geprägten Raum zogen immer mehr Arbeiter, die jeden Tag zu Fuß nach Bielefeld pendelten.
Eine dunkle Zeit war das Dritte Reich; bekennende Sozialdemokraten wurden schikaniert und gedemütigt. Heinrich Mügge bekam ein Schild mit der Aufschrift »Landesverräter« verpasst und wurde damit durchs Heeper Dorf getrieben. Die rote Fahne wurde rechtzeitig in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in Sicherheit gebracht und im Hause Twelker gut verpackt in einem stillgelegten Kamin verstaut. »Diese Fahne hätten die Nazis zu gerne gehabt«, zitiert Kurt Stuke aus den Erzählungen älterer Mitglieder.
Bereits am 25. August 1945 wurde der SPD-Ortsverein Heepen wieder gegründet; Gustav Niehoff übernahm den Vorsitz. Und die Besatzungsmächte bestellten den bereits erwähnten Heinrich Mügge zum Bürgermeister der Gemeinde Heepen.
Für die Sozialdemokraten begannen Zeiten, in denen sie die neuen demokratischen Rechte aktiv nutzten. 15 Parteimitglieder kandidierten für den Gemeinderat, vier für die Amtsvertretung und zwei für den Kreistag. Heinrich Mügge und Gustav Stute engagierten sich als Bürgermeister der Gemeinde für die Fortentwicklung Heepens, Heinrich Vollmer und Heinrich Horstmann als Bürgermeister des Amtes für die Umgegend.
Nach der Gebietsreform führten Dr. Hartmut Stracke (der auch Bielefelder Stadtratsmitglied war) bis 1981 und Kurt Schilling (1981 bis 1999) die Bezirksvertretung Heepen. Zudem darf sich der Ortsverein glücklich schätzen, ein prominentes Parteimitglied in seinen Reihen zu haben: Karl-Josef Denzer ist manch einem noch als Präsident des nordrhein-westfälischen Landtags ein Begriff.
Der derzeitige Vorsitzende Bernd Diekmann, der seit 2004 im Amt ist, weiß 120 Mitglieder hinter sich. Und mit ihnen möchte er das Jubiläum am Samstag, 27. August, ab 15.30 Uhr in der Aula des Gymnasiums zünftig feiern.

Artikel vom 18.08.2005