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Höhere Anforderungen an Produktveredler

Neue dreijährige Ausbildung in der Textilzuliefererindustrie im August gestartet -ÊWindel bildet aus

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Ostwestfalen war einst Kerngebiet der deutschen Textilindustrie. Inzwischen sind die meisten Produktionsstätten ins Ausland abgewandert. Dies gilt auch für die Zuliefererindustrie.

So große Veränderungen in der Branche bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Ausbildung des Nachwuchses. Gab es bisher spezielle Lehrberufe für Webereien, Spinnereien und die Textilmaschinenindustrie, so kennt die seit Anfang August geltende neue Ausbildungsordnung für die Textilzulieferer nur noch zwei Berufe: Produktionsmechaniker Textil und Produktveredeler Textil.
Die Veränderung stößt bei den Betroffenen nicht nur auf Freude. Bisher, so erläutert Klaus Kubitza, Ausbildungsleiter bei der Bielefelder TVW Textilveredelungs- und Handelsgesellschaft Windel mbH, begannen eher praktisch begabte Bewerber mit Hauptschulabschluss eine zweijährige Lehre als Maschinen- und Anlagenführer. Danach konnten sie sich, wenn sie sich bewährten hatten, im dritten Jahr zum Textilveredler weiterbilden. Nun müssten sie sich von Anfang an für den Beruf des Produktveredlers entscheiden -Ê eine dreijährige Ausbildung, die erhebliche Lernanforderungen an die jungen Leute stelle. Dr. Sebastian Meyer-Stork, geschäftsführender Gesellschafter bei Windel, gibt die Schuld an dieser Entscheidung den Gewerkschaften, die dreijährige Lehrzeiten bevorzugten. Herausgekommen sei ein Einstellungshemmnis für Hauptschüler.
Die neue Ausbildungsordnung verlangt vom Lehrling, dass er sich unter anderem bei den Materialien sehr gut auskennt. Er muss computergesteuerte Maschinen und Anlagen ein- und umrüsten, arbeitet in den Bereichen Färberei, Druckerei und Beschichtung. Dabei lernen die Auszubildenden, die Rezepturen für Druckpasten, Farblösungen und Beschichtungsmassen zu berechnen und sie herzustellen. Die notwendigen Rohstoffe verfügbar zu halten, lehrt das Fach Logistik. Wichtig ist die Qualitätsprüfung: Verschmutzungen oder Falten müssen erkannt und die entsprechenden Produkte aussortiert werden. Weiterhin gehört zum Lernstoff auch noch der Umweltschutz.
Der Beruf des Produktveredlers steht grundsätzlich auch Mädchen offen. Für sie wie für die Männer gilt, dass bei Arbeiten im industriellen Umfeld schutzige Hände nicht zu vermeiden sind.

Artikel vom 20.08.2005