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Tat für Witwe
»unerklärlich«

Nach Mord 20 Hinweise auf Auto

Von Christian Althoff
Petershagen (WB). Nach dem Mord an dem Kaufmann Carsten Gieseking (28) aus Petershagen (Kreis Minden-Lübbecke) quält die Angehörige die Frage nach dem Warum. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum jemand meinem Mann nach dem Leben getrachtet haben könnte«, sagte gestern Abend Heidrun Gieseking, die trauernde Witwe des Opfers.
Der silberfarbene Audi (M-IE6696) ist noch immer verschwunden.

Für sie sei der Mord »unerklärlich, mysteriös«, sagte die Frau.
Carsten Gieseking, der in der Mindener Niederlassung der Sixt-Autovermietung (München) gearbeitet hatte, war am 6. August von seiner neuen Lebensgefährtin vermisst gemeldet worden. Er war am Abend zuvor gegen 23 Uhr mit seinem silberfarbenen Audi fortgefahren, ohne zu sagen, wohin er wollte. Am vergangenen Montag, zehn Tage später, war die Leiche des gebürtigen Mindeners im Schleusenkanal Petershagen entdeckt worden. Gieseking war mit zwei Kopfschüssen ermordet worden, den Toten hatte der Täter zusammen mit drei Stahlstangen in Maschendraht gewickelt und im Kanal versenkt. Fäulnisgase hatten das Opfer jedoch wieder an die Oberfläche steigen lassen.
»Carsten war ein ehrlicher, offener Mensch«, erzählte seine Ehefrau, die seit dreieinhalb Monaten von ihm getrennt lebt. »Ich glaube nicht, dass er Geheimnisse vor mir hatte. Am Abend vor seinem Verschwinden haben wir noch telefoniert, da schien alles in bester Ordnung zu sein.«
Ungewöhnlich sei allerdings, dass er seiner neuen Lebensgefährtin am Abend des 5. August nicht gesagt habe, wohin er wollte: »Das war eigentlich nicht seine Art.« Auch sei er gewöhnlich nie ohne seine Aktentasche und sein Handy aus dem Haus gegangen - Dinge, die er aber an jenem Abend zurückgelassen hatte. Stattdessen hatte der Kaufmann einen gelben Rucksack mit unbekanntem Inhalt mitgenommen, der bis heute ebenso verschwunden ist wie sein Dienstwagen.
Carsten Gieseking hatte seit sieben Jahren für Sixt gearbeitet. »Autos waren sein Leben. Carsten hat Unmögliches möglich gemacht, wenn Kunden einen bestimmten Wagen haben wollte«, erinnert sich die Witwe.
Die Suche nach dem Audi (M-IE6696) des Opfers ist deutlich schwieriger, als zunächst von der Mordkommission angenommen. Das Kraftfahrtbundesamt hat ermittelt, dass der Autovermieter Sixt 160 silberne Audis besitzt, deren Kennzeichen mit »M-IE 6« beginnen. Auf eine Fahndungsmeldung der Polizei nach dem Wagen waren deshalb gestern mehr als 20 Hinweise eingegangen, die die Kripo aber nicht weitergebracht haben.
Die Mordkommission prüft nun routinemäßig, ob Carsten Gieseking neben seiner beruflichen Tätigkeit möglicherweise in zweifelhafte Geschäfte verstrickt gewesen sein könnte. »Ich kann mir das allerdings nicht vorstellen«, sagt seine Frau. »Carsten ist immer korrekt gewesen.«

Artikel vom 18.08.2005