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MeinPilgertagebuch

Anna Herbst (19) aus Fürstenberg (Kreis Paderborn) berichtet vom Weltjugendtag in Köln.

Der Wecker von Norbert Wiedenstritt, das ist der Gemeindereferent, ist unerbittlich. Jeden Morgen um kurz vor 6 Uhr reißt er uns aus den Träumen. Alle kriechen müde aus ihren Schlafsäcken - auf zum Frühstück, man weiß ja nicht, wann es wieder etwas gibt.
So gestärkt geht es in die Kirche zur Katechese. Nach drei Stunden Singen und Beten muss ich allerdings zugeben, dass ich mich nicht mehr wirklich auf die Worte von Bischof Klaus Küng konzentrieren kann. »Es ist sehr wichtig, dass wir die Regungen, die Gott uns gibt, aufgreifen«, predigt der Österreicher. Ob der kleine Hunger wohl auch so eine Regung ist? »Auch der eigene Weg wird klar und die Früchte stellen sich ein«, spricht Küng weiter. Ich höre nur noch »Früchte«, eine Banane wäre toll.
Die Predigt ist vorüber, wir singen »Segne Brot und Wein«. Als hätte er meine Gedanken gelesen, mahnt der Bischof: »Vielleicht ist es doch so weit, dass man sich ein bisschen beherrscht.« Ja, ja schon gut! Ob ich wohl mal beichten muss, dass ich während des Gottesdienstes nicht nur an Gott denke? Aber der Afrikaner hinter mir schläft auch schon.
Nachmittags geht es ziemlich chaotisch nach Bonn. Der erste Bus ist überfüllt, der zweite rauscht durch, im dritten finden wir dann Sardinen-Plätze - Umfallen unmöglich. Am Bahnhof fällt der Zug aus und der nächste hat Verspätung.
Endlich angekommen, gibt es die volle Entschädigung für die Tortur. Das Wetter ist super. Tausende Pilger sind unterwegs. Musik schallt von zahlreichen Bühnen herüber. Wir werden jetzt erst einmal die Stadt unsicher machen und vielleicht finden wir ja sogar noch eine Flagge für unsere Gruppe.

Tschüss bis morgen,
sagt Eure

Artikel vom 18.08.2005