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Steward wollte
Flugzeug retten

Dramatik vor dem Helios-Unglück

Athen (dpa). Ein Steward des nahe Athen abgestürzten Flugzeugs hat offensichtlich versucht, das Unglück in letzter Minute abzuwenden.
Blumen an Teilen des Helios-Wracks.

Er habe die Maschine, in der die meisten Menschen vermutlich wegen defekter Klimaanlage das Bewusstsein verloren hatten, notlanden wollen, berichteten griechische Medien unter Berufung auf das Verteidigungsministerium und einen Chefermittler. Die Maschine der zyprischen Fluggesellschaft Helios Airways war am Sonntag führungslos am Himmel gekreist und abgestürzt, alle 121 Menschen an Bord kamen ums Leben.
Ein Boeing-Experte sprach in Athen von einem der eigenartigsten Unfälle in der fast 90-jährigen Geschichte des US-Flugzeugbauers. Unerklärlich sei vor allem, warum die Piloten nicht rechtzeitig Sauerstoffmasken aufsetzen konnten und warum der deutsche Pilot nicht im Cockpit war. Das hatten Kampfbomberpiloten beobachtet, die nach Abbruch des Funkkontakts aufgestiegen und nahe an die Unglücksmaschine herangeflogen waren. Sie sahen im Cockpit zwei »Gestalten«, wie es hieß. Diese hätten versucht, die Kontrolle über die Maschine zu gewinnen. Die »Gestalten« könnten der Steward, der einen Pilotenschein hatte, und seine Verlobte, eine Stewardess, gewesen sein. Der Steward habe vermutlich rechtzeitig eine Sauerstoffflasche finden und auch seiner Verlobten in der Notlage helfen können.
Die Maschine habe 23 Minuten vor ihrem Absturz keine Kreise mehr gedreht, beobachteten die Luftwaffenpiloten. Offensichtlich habe jemand den Autopiloten ausgestellt und versucht, den Flughafen Athen zu erreichen um notzulanden. Die Piloten hätten gesehen, dass die Maschine zunächst von 10 000 auf 3000 Meter und anschließend auf etwa 800 Meter über dem Meer bei Athen sank. Danach flog sie Richtung Festland und Flughafen. Unmittelbar danach ging vermutlich der Treibstoff aus und das Flugzeug zerschellte auf einem Hügel. Unterdessen durchsuchte die zyprische Polizei erneut die Helios-Büros. Bei der zweiten Durchsuchung innerhalb von 48 Stunden sollten Unterlagen gesichert werden, die Aufschluss über die Wartung der Helios-Flugzeuge geben. Die Staatsanwaltschaft erhob den Vorwurf der fahrlässigen Tötung gegen Helios.
Nach dem Flugzeugabsturz in Venezuela hat die kolumbianische Fluggesellschaft West Caribbean Airways alle Flüge vorerst eingestellt. Bei dem Unglück waren am Dienstag alle 160 Insassen der Maschine ums Leben gekommen.
Der Pilot hatte noch vom Ausfall beider Triebwerke berichten können. Es war bereits das zweite schwere Unglück der Regionalfluglinie aus Medellín in diesem Jahr. Zudem kam es immer wieder zu technischen Problemen bei Flugzeugen des finanziell angeschlagenen Unternehmens.

Artikel vom 18.08.2005