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Der Strahlemann
wurde zum Buhmann

Patrik Sinkewitz freut sich auf Steinhagen und T-Mobile

Von Sören Voss
Kufstein (WB). Als Sieger war Patrik Sinkewitz noch im vergangenen Jahr der »Strahlemann« der Deutschland-Tour. Momentan freut sich der Radprofi vom Team Quick Step aber über jedes abgerissene Kalenderblatt. Nachdem sein Wechsel zu T-Mobile feststeht, sind die letzten Wochen zu einem echten Spießrutenlauf geworden.

»Zum Glück ist das bald vorbei.« So kommentiert eine der größten deutschen Radsport-Hoffnungen eine bislang verkorkste Saison 2005. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass er sein Team im Groll verlässt.
Bevor sich der 24-Jährige von Januar an in den Dienst von T-Mobile-Kapitän Jan Ullrich stellt, möchte er seiner Mannschaft aber zeigen, dass sie einen Top-Fahrer verliert. Nachdem bereits die Kollegen Tankink und Pozzato mit Etappensiegen glänzten, will sich der Fahrer mit der Startnummer eins bei seiner Heimat-Rundfahrt in Szene setzen, am liebsten seinen Vorjahressieg wiederholen. »Ich bin hierher gekommen, um zu gewinnen«, sagt Sinkewitz. »Als ich bei der Tour de France gemerkt habe, dass es nicht läuft, habe ich mich geschont und auf die Deutschland-Rundfahrt konzentriert.«
Die Tour war es übrigens auch, die den Streit mit seinem Team, besonders Quick-Step-Chef Patrick Lefèvre, ausbrechen ließ. Als sich der junge Hesse für den Bonner Rennstall entschieden hatte, warf ihm der Belgier Wortbruch vor. Von nun war Sinkewitz der »Buhmann«, wurde mit konsequenter Missachtung gestraft. »Patrik kann froh sein, dass ich kein Mechaniker bin und nicht täglich Schraubenschlüssel in meinen Händen habe. Dann müsste er um sein Leben fürchten«, zitierten belgische Medien den Teamchef.
Obwohl der Deutsche betont, dass er zu den anderen Rennfahrern weiterhin ein gutes Verhältnis pflegt, ist das Tuch zwischen ihm und der Rennleitung zerschnitten. Nachdem Sinkewitz Starts bei lukrativen Rundstrecken-Kriterien untersagt wurden, folgten im Vorfeld der Deutschland-Tour weitere Schikanen: »Ich wusste nicht, in welche Hotels ich kommen musste und solche Sachen.«
Das ungeduldige Warten auf den neuen Magenta-Dress ist also verständlich, wobei sich Sinkewitz auf den wahrscheinlich letzten Auftritt im Quick-Step-Trikot trotzdem freut. »Ich habe meinem Kumpel Jörg Ludewig versprochen, dass ich nach Steinhagen komme. Das Versprechen werde ich halten«, bestätigte der 24-Jährige gestern, dass er am 3. September beim Rennen um den WESTFALEN-BLATT-PREIS dabei ist.
Und anders als vielleicht Teamchef Lefèvre, würden es ihm die Steinhagener Radsportfans sicherlich nicht übel nehmen, wenn er als frisch gebackener Deutschland-Champion kommen würde.

Artikel vom 18.08.2005