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»Für 'ne Pizza reicht das Geld auch so«

Gustav Dellnitz findet Tasche mit 87 150 Euro - Polizisten voller Respekt und Anerkennung

Von Markus Poch
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Sitten und Gebräuche mögen sich ändern im Wandel der Zeit, doch es gibt auch heute noch Menschen, denen Ehrlichkeit eine Menge bedeutet. Einer von ihnen ist Gustav Dellnitz aus Senne. Bei einem Morgenspaziergang mit seinem Schäferhund Bruno, die Nachbarn schliefen noch, fand er eine kleine schwarze Geldtasche mit stolzem Inhalt: 87 150 Euro in bar! Der 61-Jährige zögerte nicht lange, brachte den Hund nach Hause und gab das Geld auf dem Weg zur Arbeit bei der Polizei ab.

Die beiden Beamten in der Polizeiinspektion Süd staunten nicht schlecht über den seltenen Fund. Plötzlich lag der Tisch vor ihnen voller Geld: 135-mal 500 Euro, 72-mal 200 Euro, 24-mal 100 Euro und 57-mal 50 Euro. Und Gustav Dellnitz, Fachberater bei Holz Speckmann in Halle, wollte noch nicht einmal den gesetzlichen Finderlohn einstreichen. Das wären immerhin 2 624,50 Euro gewesen. »So viel Ehrlichkeit verdient Respekt und Anerkennung«, notierten die Polizisten in ihrem Bericht. Das WESTFALEN-BLATT ging der Spur nach und fragte den bescheidenen Finder nach Details.
»Natürlich habe ich die Tasche noch vor Ort geöffnet, um einen Hinweis auf den Verlierer zu finden«, erklärt Gustav Dellnitz. »Dann hatte ich plötzlich das viele Geld in der Hand. Ich bin fast hinten rüber gekippt. Das "arme Schwein", habe ich gedacht. Der Mann wird jetzt richtig Stress kriegen in seiner Firma.« Zu keiner Zeit habe er deswegen daran gedacht, das Geld zu behalten. »Ich mache mich doch nicht unglücklich«, sagt der 61-Jährige weiter. »Man darf sich nicht am Elend anderer bereichern. So schlecht geht es uns nicht. Und wenn wir mal eine Pizza essen möchten, dann können wir das auch so tun.«
Inzwischen hat der glückliche Verlierer seine Reichtümer wieder bekommen. Es ist ein Senner Geschäftsmann, der mit dem Geld im Auftrag seines Chefs am nächsten Tag Autos kaufen sollte. Er kam spät von der Arbeit nach Hause, entlud den Wagen, legte die Geldtasche zur Seite, dann klingelte das Handy. Das Geld geriet in Vergessenheit und übernachtete im Freien - bis Bruno und sein Herrchen kamen.
Finder und Verlierer wollen sich bald einmal gemütlich beim Bierchen zusammen setzen, um die Frage eines angemessenen Finderlohns freundschaftlich zu klären.

Artikel vom 17.08.2005