Von Bernhard Hertlein Minden (WB). 40 Bewerbungsmappen hat sie losgeschickt. 40 Mal schrieben die Unternehmer begeisterte Briefe. Doch eine Arbeitsstelle boten sie Tanja Besch (24) nicht an.
Ein Tipp der Arbeitsagentur in Minden brachte die Lösung. Dort erinnerte man sich an das 1998 von der Landesregierung gestartete Programm »Jugend in Arbeit plus«. Damit junge Leute keinen absoluten Fehlstart ins Berufsleben hinlegen, fördert der Staat ihre Anstellung, in dem er ein Jahr lang bis zu 50 Prozent der Lohnkosten und 20 Prozent der Sozialabgaben übernimmt. Derzeit arbeiten in Ostwestfalen-Lippe 250 Jugendliche auf einer so geförderten Stelle. Die größte Zahl findet nach Auskunft von Elmar Barella, Bildungs-Geschäftsführer der OWL-Handwerkskammer, eine Anstellung im Bau- und Ausbau-Gewerbe. Betreut werden sie von den Kammern (Industrie und Handel, Handwerk, Landwirtschaft) und Personalentwicklungsagenturen. Drei von vier Jugendlichen erhalten nach einem Jahr einen festen Arbeitsvertrag. Sie hätten, davon ist der dafür zuständige Koordinator der Handwerkskammer, Wolfgang Korsen, überzeugt, sonst keine Chance auf eine dauerhafte Beschäftigung. Einige, so berichtete er gestern, hätte er auch schon von Zuhause abgeholt und dabei »manchen Berg leerer Bierflaschen aus dem Weg geräumt«. Landesweit wurde bisher 22 000 Jugendlichen geholfen. Tanja Besch - die 500., die in OWL im Rahmen des Programms und auf Vermittlung der Handwerkskammer eine Festanstellung erhielt - ist insofern untypisch, als sie zu den 25 Prozent gehört, die trotz Lehre arbeitslos blieben - und das, obwohl sie in ihrem Jahrgang als Kammerbeste abgeschlossen hatte. Simone Pohlmann (27) wiederum, die erst im März 2004 das Mindener Traditions-Fotostudio Pfleiderer übernommen hat, muss als Existenzgründerin den Euro drei Mal umdrehen, ehe sie ihn ausgibt. Das NRW-Programm hilft und macht beide glücklich.
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