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Wanderstöcke erinnern
an die »Tippelbrüder«

Seit 1961 gingen Künsebecker jeden Freitag auf Tour

Von Klaus-Peter Schillig
Halle-Künsebeck (WB). Sein Großvater Willi Schöning hatte ein kleines Archiv hinterlassen, sogar seine beiden Wanderstöcke sind noch da. Enkel Detlev Kroos, WB-Leser und Vorsitzender der Haller CDU, hat beides wieder ans Tageslicht befördert, um beizutragen zu den »Künsebecker Geschichten«. Diesmal über die »Tippelbrüder«.

Es sind sieben ehrenwerte Herren aus Künsebeck, alle Mitglieder oder sogar Mitbegründer des Turnvereins »Deutsche Eiche«, die 1961 eine Wandergruppe aus der Taufe heben. Alfred Scheer und Heini Volkmann sind gemeinsam mit Willi Schöning die Initiatoren, Heinrich Wietler, Hermann und Willi Groppel sowie Fritz Stolte werden mit in den Club aufgenommen. Schließlich trifft man sich ohnehin regelmäßig bei Jäckel, trinkt einen zusammen und bespricht Vereins- und Dorfangelegenheiten.
Ein Donnerstag im Juli ist der erste Wandertag, erst nach einigen Jahren wechseln die »Tippelbrüder« auf den Freitag, nehmen nach eigenen mündlichen Statuten auch keine neuen Mitglieder auf. Das Septett durchstreift die Umgebung von Künsebeck, die Ziele sind im Laufe der Jahre immer wieder die gleichen geblieben: Der Pfotenbach, der Tatenhauser Wald, die Patthorst, die Pferdeweide in Ascheloh, der Teutoburger Wald, das Volksfest in Amshausen oder die Kirmes in Steinhagen.
Ohnehin stand am Ende der Touren meist eine gemütliche Einkehr - bei Jäckel oder im Pappelkrug. Und da wird dann, nach ausgiebiger Pflege der plattdeutschen Mundart unterwegs, meist die selbst zusammengestellte Kladde mit deutschen Volks- und Wanderliedern herausgeholt. Dass sie singen können, merken die sieben Künsebecker »erstmals« 1966 beim Richtfest von Willi Groppel. Und so wird es denn zur guten Tradition, bei runden Geburtstagen den besten Freunden, später auch bekannten Künsebeckern, ein Ständchen zu bringen. Anfangs wird dazu noch »Das Wandern ist des Müllers Lust« geschmettert, später ein vermutlich selbst getextetes Lied.
Willi Schöning, Detlev Kroos' Opa mütterlicherseits und auch »privat« ein großer Wanderfreund, hat als Chronist der Tippelbrüder auf vielen Seiten manch amüsante Begebenheit festgehalten, hat viele plattdeutsche Zitate aufgenommen - musste aber auch ein trauriges Ereignis schon 1969 vermerken: Fritz Stolte war überraschend gestorben. Inzwischen lebt keiner der »Tippelbrüder« mehr, als Letzter ist vor zwei Jahren Heinrich Wietler zu Grabe getragen worden. Die Erinnerung an sie aber ist bei vielen Künsebeckern noch lebendig.

Artikel vom 17.08.2005