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Klinsmann hebt das Alter an

Gegen die Niederlande setzt der Bundestrainer auch auf Erfahrung

Rotterdam (dpa). Mit der ältesten Elf seiner Amtszeit will Jürgen Klinsmann zum Start in die WM-Saison die schwarze Serie gegen die Großen des Weltfußballs beenden.

Der Bundestrainer wird heute (20.30 Uhr/ARD) im Klassiker gegen die Niederlande wahrscheinlich acht Profis im Rotterdamer Stadion »De Kuip« in die Startelf stellen, die auch Vorgänger Rudi Völler zum EM-Auftakt vor 14 Monaten gegen den Erzrivalen berufen hatte. Nur Per Mertesacker, Miroslav Klose und Thomas Hitzlsperger, sofern der Neu-Stuttgarter für die Anfangsformation berücksichtigt wird, waren am 1:1 von Porto nicht beteiligt.
»Das Resultat ist immer wichtig, weil ein Sieg das Selbstvertrauen steigert. Aber wirklich gut dastehen wollen wir im Mai 2006«, sagte Klinsmann vor dem bereits 15. Anlauf, die seit dem 1:0-Erfolg in England am 7. Oktober 2000 währende Sieglosigkeit gegen die Weltelite zu beenden. Kapitän Michael Ballack verteidigte den Rückgriff auf Oldies wie den 31-jährigen Dietmar Hamann, der erstmals seit der Amtsübernahme Klinsmanns wieder das DFB-Trikot tragen darf, oder den bereits 33 Jahre alten Verteidiger Christian Wörns. »Vielleicht werden wir durch die Erfahrung dieser Spieler jetzt noch ein bisschen stärker«, sagte der Münchner, der mit gut 28 Jahren den Altersdurchschnitt der Elf widerspiegelt.
Nominell unterscheidet sich Klinsmanns Elf zwar dieses Mal kaum von Völlers Personal. Doch fußballerisch soll die aktuelle DFB-Auswahl ähnlich wie in den zurückliegenden Monaten ein ganz anderes Gesicht zeigen, wenngleich Klinsmann die Voraussetzungen für große Taten so früh in der WM-Saison als »nicht optimal« bezeichnete. »Die meisten Spieler haben eine sehr kurze Vorbereitung und erst zwei Spiele in den Beinen. Deshalb erwarten wir nicht, dass sie 100 Prozent an ihrem Leistungslevel sind. Aber wir erwarten, dass jeder sein Maximum gibt, solange es reicht.«
Auch Ballack glaubt, dass das Gros der Mannschaft »erst in drei Wochen« den optimalen Fitnesszustand erreicht haben wird, bei einigen Teamkollegen hat er deutliche Rückstände festgestellt. »Einige haben in dieser Saison noch kein Spiel über 90 Minuten bestritten«, erklärte der Kapitän und meinte in erster Linie Chelseas Robert Huth, den Schalker Gerald Asamoah sowie den Münchner Teamkollegen Sebastian Deisler. Auch deshalb sei das brisante Derby ein »absoluter Härtetest, wie die Mannschaft mit den Umständen hier zurecht kommt.«
Weil kaum einer der 18 Berufenen bereits konditionell so weit ist, um den von Klinsmann verordneten Tempofußball über die volle Spielzeit gehen zu können, will der Bundestrainer möglichst vielen Spielern zu einem Einsatz verhelfen. »Wir werden viel wechseln«, kündigte Klinsmann nach der Zeit raubenden Anreise an. Erst mit 45 Minuten Verspätung startete der Charterflieger von Frankfurt aus zum Amsterdamer Flughafen »Schiphol«, von wo es per Bus und Polizeieskorte ins 60 Kilometer entfernte Rotterdam ging.

Artikel vom 17.08.2005