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Unter der Theke
lagerten Mark
und Pfennige

Die Mügges beenden Wirtstätigkeit

Von Jürgen Rahe (Text und Foto)
Gellershagen (WB). Das »Gasthaus Mügge« hat seine Pforten geschlossen. Für immer. Drei Jahrzehnte lang haben hier Horst und Erika Mügge zum Wohle der Gäste gewirkt. Jetzt gehen die Mügges in den wohlverdienten Ruhestand.

»Uns hat die Arbeit immer viel Spaß gemacht, und wir verlassen deshalb auch unser Lokal mit einem weinenden Auge«, betont das Wirteehepaar unisono. »Vor allem wegen der zahlreichen Stammgäste.« Sie seien ihnen in all den Jahren ans Herz gewachsen, sagt Horst Mügge (62). Aber irgendwann müsse ja mit dem »Job« Schluss sein, pflichtet seine zwei Jahre jüngere Ehefrau bei. Erika Mügge: »Daher sagen wir unserem Restaurant auch mit einem lachenden Auge ade.«
Gern hätten die Mügges ihr Haus mit Lokal und Gartenwirtschaft an einen Nachfolger veräußert. Leider habe aber niemand Interesse gezeigt, die Immobilie zu dem Hauptzweck zu erwerben, im Erdgeschoss ein Restaurant mit gutbürgerlicher deutscher Küche zu betreiben. Nun hat ein Privatmann das im Eckbereich Barlachstraße/Am Herrenkamp gelegene attraktive eineinhalbgeschossige Objekt gekauft. Er will es für reine Wohnzwecke umgestalten.
Das Wirteehepaar Mügge genoss in Gästekreisen einen hervorragenden Ruf. Bei Horst Mügge geht die Liebe ganz offenbar durch den Magen. Vor allem deftige ostwestfälische Kost (»Kotelett mit Kartoffelsalat«) mag er.
Das aus Bielefeld stammende beliebte Wirteehepaar wird der Teutostadt nun aber nicht den Rücken kehren, sondern nur unweit vom bisherigen Domizil in Gellershagen privat wohnen bleiben. Erika Mügge: »Ab sofort ist für uns jeder Tag ein Sonntag. Wir können verreisen, einem Hobby nachgehen und uns um unsere drei Enkelkinder kümmern. Denn die Freizeit ist ja in den vergangenen drei Jahrzehnten meist zu kurz gekommen.«
Vor ihrem gastronomischen Engagement in Gellershagen im Haus Am Herrenkamp 8 hatten die Mügges in Bielefeld vier Jahre lang die Gaststätte »Zu den Sieben Eichen« geführt.
Schmunzeln mussten Horst und Erika Mügge jetzt beim Ausräumen von Theke und Mobiliar. Als der schwere Schanktisch zur Seite geräumt wurde, kamen plötzlich ein paar verstaubte Münzen zum Vorschein: die gute alte deutsche Währung in Form von Markstücken und Pfennigen.

Artikel vom 18.08.2005