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Industrie wächst noch ohne neues Personal

Ostwestfalen: plus 4 Prozent -ÊLippe: plus 2,8 Prozent

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld/Detmold (WB). Die Industrie in OWL nimmt Fahrt auf. Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) legten die Unternehmen der verarbeitenden Gewerbes in Ostwestfalen im ersten Halbjahr um 4,0 und in Lippe um 2,8 Prozent zu.
Für mehr Beschäftigung reichen die jetzigen Steigerungen nicht aus: Thomas Niehoff (l) und Axel Martens (r).

Bemerkenswert ist dabei, dass der Aufschwung in beiden Teilregionen gegen Ende des Zeitraums an Dynamik gewann. Im Bereich der Kammer zu Bielefeld erreichte das Wachstum im ersten Quartal 2,3 Prozent. Im expansiveren zweiten Quartal konnte nach Aussage von Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff sogar das Inlandsgeschäft um 1,3 Prozent zulegen. Im Bereich der Detmolder Kammer ging es im Juni, so Hauptgeschäftsführer Axel Martens, mit plus 6,9 Prozent sogar »richtig gut ab«.
Trotzdem, so Martens, reichten die 2,8 Prozent Wirtschaftswachstum noch nicht, um auch auf dem Arbeitsmarkt eine Wende herbeizuführen. Die Zahl der Beschäftigten ging in Lippe im ersten Halbjahr noch einmal um 0,4 und im Juni um 0,1 Prozent zurück. »Für eine Wende brauchen wir ein dauerhaftes Wachstum von mindestens 3,0 bis 3,5 Prozent«, erkärte Martens.
In Ostwestfalen waren in der Industrie im ersten Halbjahr 1,4 Prozent weniger Mitarbeiter beschäftigt. Damit war der Rückgang auch im Bereich der Bielefelder Kammer geringer als in ganz Nordrhein-Westfalen (minus zwei Prozent) - obwohl das Wirtschaftswachstum in NRW mit 6,5 Prozent besser ausfiel als in OWL. Niehoff: »Mehr Beschäftigung könnte eine dafür dringend erforderliche Entlastung der Unternehmen bei den hohen Lohnnebenkosten schaffen. Zudem müssten der Kündigungsschutz flexibler gestaltet und die Möglichkeiten betrieblicher Bündnisse für flexiblere Arbeitszeiten erweitert werden.«
Vergleichsweise besser als die Verkäufe im Inland entwickelte erneut sich das Exportgeschäft. In Ostwestfalen konnte die Industrie um 10,5 Prozent zulegen. Im ersten Quartal lag das Wachstum noch bei 9,8 Prozent. Mit 31,5 Prozent erreicht die Exportquote einen für die Region historischen Höchststand. Besonders erfolgreich im Ausland waren dabei die Branchen Metallerzeugung und -bearbeitung (plus 26 Prozent) und Herstellung von Metallerzeugnissen (plus 25,3 Prozent).
Mit 37,7 Prozent erzielte der Kreis Lippe erneut eine höhere Exportquote als Ostwestfalen. Dies liegt Martens zufolge unter anderem an der besonderse exportintensiven starken Stellung der Elektrotechnik.
Positiv entwickelten sich im Bezirk der Bielefelder Kammer Maschinenbau (plus 9,8 Prozent) und die Hersteller von Metallerzeugnissen (plus 11,8 Prozent). Mit 37 139 Beschäftigten und einem Umsatz von 3,4 Milliarden Euro ist der Maschinenbau zugleich die größte Industriebranche. Auch Fahrzeugbau, Elektrotechnik und Bekleidungsgewerbe lagen über dem Durchschnitt.
Im Bereich der Detmolder Kammer ist die Elektrotechnik mit mehr als 9000 Beschäftigten die Nummer 1. An zweiter Stelle folgt -Êwie in Ostwestfalen - die nach wie vor in einer Krise steckende Möbelbranche; ihre Beschäftigtenzahl reduzierte sich im ersten Halbjahr um 10,9 Prozent auf 4600. Zugleich ging der Umsatz der Möbelindustrie in Lippe um 4,7 Prozent zurück. Weitere 1500 Mitarbeiter zählt die lippische Holzwirtschaft.
Am Besten entwickelte sich im ersten Halbjahr die in Lippe an Nummer 3 stehende Kunststoffindustrie. Der Umsatz legte um 11,4, die Beschäftigtenzahl sogar um 16,6 Prozent zu.

Artikel vom 16.08.2005