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Tierarzt-Kongress:
»Fulle« macht Platz

Trainer Roger Schmidt kritisiert seine DSC-Kicker

Von Elmar Neumann
Delbrück (WV). Roger Schmidt ist Realist. Natürlich hatte der Trainer des SC Delbrück auch eine Derby-Niederlage in Betracht gezogen: »Die Wahrscheinlichkeit, dass wir beim SC Verl verlieren würden, war sehr hoch.« So hoch, dass der DSC beim Top-Favoriten tatsächlich mit 0:3 verlor und doch war Schmidt weit davon entfernt, nach dieser »einkalkulierbaren« Schlappe allzu schnell zur Tagesordnung überzugehen. »Die Art und Weise, wie wir dieses Spiel letztlich verloren haben, hat mir nicht gefallen.«

Verl hatte das (doppelte) Glück, bereits nach 60 Sekunden in Führung zu gehen und auf einen zu passiven Liga-Neuling zu treffen. »Die Mannschaft hat das taktische Konzept nicht umgesetzt, nur auf die Probleme reagiert, die der Gegner uns bereitet hat«, kritisiert der Coach. Das Selbstbewusstsein nach dem frühen Rückschlag angekratzt, zeigten die Gäste im Stadion an der Poststraße zu viel Respekt und wurden mit zwei weiteren Gegentoren bestraft. Das erste Oberliga-Derby für Delbrück - eine Frage der Ehre, aber vor allem auch eine des Kopfes. »Letztlich war es wohl eher eine psychische Geschichte als alles andere«, vermutet Schmidt, der dieser ersten Saisonniederlage auch etwas Positives abgewinnen kann: »Dieses 0:3 wirft uns nicht um. Verl wird von den 17 Heimspielen wohl mindestens 13 gewinnen. Wichtig ist, dass man aus den Fehlern lernt. Ist das der Fall, bringen uns auch diese 90 Minuten einen großen Schritt weiter.«
In der Tabelle indes machte der DSC erstmal einen Schritt zurück, steht vor dem samstäglichen Auswärtsspiel bei den Sportfreunden Siegen II (17 Uhr) mit einem Punkt aus den ersten 180 Oberliga-Minuten auf dem drittletzten Platz. Dank der ordentlichen Leistung zum Auftakt gegen Ahlen und insbesondere beim Westfalenpokal-Sieg in Rheine gibt sich der Aufsteiger aber weiterhin selbstbewusst. »Wenn wir nicht in Siegen punkten, weiß ich nicht, wo sonst«, sagt Wirtschaftsratmitglied Heinz Austerschmidt im Hinblick auf die richtungsweisende Partie beim punktlosen Schlusslicht (0:2 gegen den SC Verl, 2:4 bei den Sportfreunden Lotte).
Um im weiteren Saisonverlauf nicht nur gegen die Sportfreunde zu siegen, soll das DSC-Team noch bis Ende des Monats mit ein oder zwei Nachverpflichtungen verstärkt werden. Am Samstag aber muss Trainer Roger Schmidt mit einem dezimierten Kader auskommen. Stammstürmer Dietmar Fulhorst, aufgrund seiner im Derby erlittenen Platzwunde ohnehin fraglich, weilt am Wochenende auf einem Tierarzt-Kongress und macht so einen Platz in der ersten Elf frei. Während der bislang zweimal für »Fulle« eingewechselte Jan Welker berechtigte Ansprüche anmelden dürfte und sein Tor gegen Ahlen als Argument in die Waagschale werfen kann, steht ein Leistungsträger der vergangenen Jahre derzeit hinten an.
Wie Frank Steppeler und Andrej Kostylev musste sich auch ein Werner Linnenbrink in Verl mit einem Tribünenplatz begnügen. »Es können nur 18 Spieler dabei sein und bei dieser Auswahl gehe ich allein nach Leistung. Da kann ich auf Namen keine Rücksicht nehmen«, sagt Schmidt. In der Aufstiegssaison mit zehn Treffern einmal mehr erfolgreichster Delbrücker Torschütze, beförderte sich Linnenbrink mit einem einwöchigen Urlaub in der Vorbereitungsphase höchst selbst auf ein Nebengleis, zählte nur gestern im Kreispokal-Spiel beim SuS Westenholz zur Startformation. Hoffnungslos aber ist Linnenbrinks Lage noch lange nicht: »Auch Werner Linnenbrink wird in dieser Saison seine Oberliga-Einsätze bekommen«, sagt Schmidt und denkt dabei vielleicht an die Sportfreunde Siegen.
¥ Das Heimspiel gegen den FC Gütersloh 2000 wird nicht - wie von Delbrück gewünscht - auf den 9. Oktober verlegt, sondern spielplangemäß am Mittwoch, 28. September, im Stadion Laumeskamp angepfiffen. Die FCG-Verantwortlichen lehnten die DSC-Bitte ab.

Artikel vom 17.08.2005