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Frère Roger Schutz

Botschaft vom Hügel in Taizé


Sollte es eines fernen Tages möglich sein, dass die katholische Kirche auch Angehörige anderer Konfessionen in den Heiligenstand erhebt, der jetzt grausam zu Tode gekommene Frère Roger Schutz stünde wohl an erster Stelle. Sein Einsatz für die Ökumene war unspektakulär, aber charismatisch: Er hat sie einfach gelebt.
Neunhundert Jahre nach Cluny ist unter seiner Führung von Burgund wieder einmal eine Reformbewegung ausgegangen. Die Gemeinschaft von Taizé gab vor allem vielen Jugendlichen eine Orientierung, als die Kirche noch nicht wieder so in Mode war wie offenbar heute.
Als das Geschrei ringsum immer mehr zunahm, bot Schutz Räume für die Stille. Als die Menschen immer reicher wurden und blind gegen das Elend, bezogen er und seine Brüder Wohnungen in den Armenvierteln. Schon in der Zeit des Nationalsozialismus hatte Schutz Zeichen des Mutes gesetzt, als er Juden bei sich versteckte. Als sich Europa immer mehr abschottete, blieb er gastfreundlich gegenüber Jedermann.
Nachfolger einer Persönlichkeit von solcher Ausstrahlung zu werden, ist eine schwierige Aufgabe. Dass Schütz in seinem Testament damit einen Deutschen beauftragt hat, sollte uns nach der Wahl Kardinal Ratzingers zum Papst erneut mit Stolz erfüllen. Benedikt XVI. wusste um die Verdienste des Schweizers, als er ihm, dem Protestanten, in diesem Jahr die Kommunion gereicht hat. Bernhard  Hertlein

Artikel vom 18.08.2005