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»Markthalle« als Lösung
der Einkaufs-Misere

GSWG will alten Standort in Windflöte wieder beleben

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Senne (WB). In Frankreich ist sie nahezu in jedem Ort zu finden und über ihren eigentlichen Zweck hinaus ein beliebter Treffpunkt - die Markthalle. Im Senner Ortsteil Windflöte könnte eine solche »Markthalle« die Lösung sein für eine seit mehr als zweieinhalb Jahren höchst unbefriedigende Situation - so lange fehlt den Bürgern dort ein Lebensmittelmarkt, in dem sie sich mit den so genannten Gütern des täglichen Bedarfs versorgen können.

Voraussetzung für ein nachhaltiges Gelingen ist jedoch: Etwa zehn kompetente Partner müssten sich zusammenfinden. Die sollen diese »Alles-unter-einem-Dach-Idee« von Rainer Kolodziey, Vorstandsvorsitzender der Gemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsbaugenossenschaft Senne eG (GSWG), mit Leben und den von ihnen angebotenen Waren erfüllen.
»Aber auch die Käufer müssen ein solches Versorgungsangebot mit Bäcker, Gemüse und Obst, Metzgerei, Milch, Butter und Eiern, Drogerie-Discounter, Getränke-Center und ähnlichem annehmen und damit die Markthalle zu einem belebten Treffpunkt werden lassen«, fügt Kolodziey hinzu.
Seitdem der 53-Jährige Anfang des Jahres in den GSWG-Vorstand wechselte und bald darauf von der »Einkaufs-Misere« in der Windflöte erfuhr, ließ ihm die Frage keine Ruhe mehr: Was kann man tun? Schließlich sei die GSWG auch in der Frage der Infrastruktur ihren Wohnungsmietern verpflichtet.
Außerdem: Am früheren »Neukauf«-Standort in der Straße »An der Windflöte« steht der Laden mit knapp 1000 Quadratmetern Nutzfläche einfach leer. Bisher hatten jedoch trotz aller Bemühungen um eine weitere Nutzung der Immobilie für den Lebensmitteleinzelhandel, in die sich auch Baudezernent Gregor Moss eingeschaltet hatte, die Discounter und andere Lebensmittelnahversorger abgewinkt.
Zu klein sei die Fläche. Zudem habe die Immobilie eine falsche Lage, mitten in einem Wohngebiet. Die Parkplatzsituation sei obendrein schlecht - so die angeführten Gründe für die Ablehnung.
Als sich im vergangenen Jahr Hoffnung abzeichnete, weil der Lebensmittelanbieter Jibi Interesse an dem Wäldchen-Grundstück zwischen Friedrichsdorfer und Lippstädter Straße zeigte, um hier einen Lebensmittelmarkt zu bauen, setzte sich dafür auch die Politik ein. Der alten Lebensmittelstandort war damit aus dem Rennen. Doch dann folgte das Nein der Bezirksregierung Detmold zu diesen Plänen.
Auf diesem Grundstück könne kein Lebensmittelmarkt gebaut werden, teilte sie nach monatelanger Prüfung mit. Zudem hatte der Kreis Gütersloh Einwände gegen die Ansiedlung an dieser Stelle geltend gemacht. Dadurch werde nämlich Kaufkraft aus dem benachbarten Friedrichsdorf abgezogen, so ein Argument.
»Anfang Juni, als aus Detmold die Nachricht kam, dass der Wäldchenstandort gestorben sei, habe ich meine Idee, eine Markthalle in dem früheren Lebensmittelmarkt einzurichten, auch dem Baudezernenten mitgeteilt«, sagt Kolodziey. »Und der fand das interessant.« Zumal es auch schon erste ernsthafte Verhandlungsgespräche mit einem möglichen »Mieter« in einer solchen Markthalle gegeben hat - der Drogeriekette Schlecker.
Schlecker ist bereits in der Windflöte vertreten, möchte aber seinen derzeitigen Standort am Primelweg aufgeben - zumal die Immobilie zum Verkauf angeboten wird. Ein neuer Laden in einer Markthalle »An der Windflöte« könnte sich dagegen als ein »Magnet« auch für die weiteren Anbieter erweisen, die es zu finden gilt. »Dann profitiert einer von dem anderen«, ist Kolodziey überzeugt.
Voraussetzung sei aber auch, dass der Eingangsbereich des ehemaligen Lebensmittelmarktes neu gestaltet werde - offener und freundlicher. Außerdem müsste mehr Licht in die knapp 1000 Quadratmeter gebracht werden. Darüber hat der GSWG-Chef ebenfalls schon Gespräche mit den Eigentümern der Immobilie geführt. »Diese sind bereit zu investieren - wenn sowohl sie als auch wir von der GSWG davon überzeugt sind, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung der Fläche möglich ist«, sagt der GSWG-Chef.
Das Restrisiko einer solchen Markthallen-Idee sei man bereit zu tragen. »Weil es sonst keine Alternative gibt - weder für das Objekt, noch für die Menschen, die zwingend eine Einkaufsmöglichkeit in der Windflöte brauchen«, so Rainer Kolodziey.

Artikel vom 18.08.2005